29.04. bis 05.05.2011 Erste lange Busfahrt in Bolivien, Salar der Uyuni Tour, Mienen von Potosi

6 05 2011

29. und 30.04.2011

Ich habe mich entschieden La Paz möglichst schnell zu verlassen. Die schnellste Möglichkeit ist heute 18:30 Uhr ganz in den Süden Boliviens nach Tupiza, von wo aus die besten Touren zur Salar de Uyuni, der größten Salzwüste der Welt angeboten werden sollen. Uyuni soll von Touranbietern völlig überlaufen sein, was dazu geführt hat, dass die Preise sinken, damit jedoch auch die Qulität der Touren. Von mangelhafter (schlecht und wenig) Verpflegung ist die Rede, von schlechten Übernachtungen, schlechten Guides, betrunkenen Fahrern die in schrottreifen Kisten die Touristen zu tode fahren. Also entscheide ich mich für die 20 stündige Busfahrt nach Tupiza.

Meine erste lange Busfahrt in Bolivien und ich glaube die längste überhaupt:

Die Busse sollen schlechter sein als in Peru. Wobei in Peru die besten Reisebusse überhaupt existieren. Ich buche den Bus über eine Reiseagentur, was mich 30 Bolivanos extra kostet. Soviel wie das Taxi zum Busterminal und zurück. Damit kann ich leben! Der Agent hat mir zugesichert, dass es sich um einen gute, sichere Reisegesellschaft handelt, der Bus selbst soll gemütliche Halbbetten haben.

Diese Aussage lässt hoffen. Nach Peru werde ich jedoch bitterböse enttäuscht. Grundsätzlich hätte es aber schlimmer kommen können. Zunächst nehme ich das Taxi, der Taxifahrer kann es kaum glauben, dass ich La Paz verlase ohne Tiwuacan, die größte (Prä)inkaruine besichtigt zu haben. Ein bisschen wundere ich mich selbst. Aber ich habe genug Ruinen gesehen und es wäre für mich kein Grund einen Tag länger in La Paz zu bleiben. Ich habe einfach keine Lust auf Grossstadt.

Am Busterminal angekommen muss ich mich erstmal zurecht finden. Es gibt zich Busgesellschaften, die allesamt ein kleines Büro in einem riesigen Bahnhofähnlichen Gebaude führen. Mein Agent hat mir die falsche Büronummer aufgschrieben. Aber sowas kalkuliere ich immer mit ein. Also kein Grund zur Panik! Dann geleitet mich eine junge Dame vom Büro zum Bus, den ich sonst nie gefunden hätte. Von außen macht der Bus einen guten Eindruck. Vor dem Bus stehen bereits etliche Fahrgäste die mit dem einladen ihres Gepäcks beschäfftigt sind. Diesmal komme ich mir mit meinen beiden Gepäckstücken richtig bescheiden vor. Die Einheimischen laden unmengen Kartons ein. In Innenraum des Busses kommen dann noch riesige Taschen. Das erste was ich beim betreten des Buss bemerke. Im Bus müffelt es unangenehm. Ich setze mich in mein Halbbett, welches ein ganz gewöhnlicher Sitz ist. Dann merke ich, dass der Sitz ziemlich durchgesessen ist und ich die Querstangen der Rückenlehne mit den Knochen meiner Wirbelsäule zählen kann. Es sind zwei. Die Bolivanos sind schwer damit befasst ihr „Handgepäck“ zu verstauen. Der gesamte Gang ist zugestellt. Denn in die Gepäckfächer passen die riesigen Taschen einfach nicht hinein. Eine Toilette gibt es nicht, also muss auch niemand den Gang benutzen. Als dann alle sitzen fällt mir auf, dass die Bolivanos ein Problem mit der Mundhygiene haben. Fast allen fehlen Zähne und zum muffeligen Geruch des Busses gesellt sich fauliger Mundgeruch. Eine Klimaanlage gibt es nicht. Es wird ach so kalt genug. Allerdings gibt es einen Film, „Der Patriot“ mit Mel Gibson. Sogar mit Ton. Doch die Box über mir ist nicht geerdet und so gibt es störende Nebengeräusche.

Wir verlassen den Terminal, doch zunächst muss jeder eine Terminalgebür zahlen. Da sind sie wieder die Wegelagerer. Dann geht es durch chaotischen Verkehr raus aus La Paz, hinein in einen Vorort wo „El Presidente“ Evo Morales eifrig fürs einfache Fußvolk bauen lässt. Einige Plätze sind noch frei, also wird an einem weiteren Zustiegsort angehalten, doch es verbleiben weitere Sitzplätze. Ich entscheide mich eigenmächtig dazu einen Zweiersitz zu beziehen. Hier ist die Rückenlehne etwas besser gepolstert und ich kann mich ausbreiten. Hier ist es tatsächlich ziemlich bequem und ich döse ein.

Irgendwann in der Nacht steigen weitere Gäste hinzu und der Bus ist voll. Mein Platzwechsel sorgt für Verwirrung. Da mich niemand aussprechen lässt und mir auch keiner Platz macht um meinen ursprünglichen Sitz zurück zu gehen, dauert es eine Weile. Allerdings ist der Bus jetzt überfüllt und einige müssen zwischen dem ganzen Gepäck stehen.

Irgendwann in der Nacht verlassen wir dann die befestigte Straße und es geht über Holperwege. Jetzt wird mein Rücken richtig gequält. Dennoch finde ich eine bequeme Stellung und finde in bisschen Nachtruhe, monatelange Reiseerfahrung wird in Bolivien mit Erfolg honoriert.

Morgens machen wir Pinkel- und Frühstückspause. Ich bin erleichtert. Ich kann mitten im Nirgendwo zwei Schokoriegel und Wasser auftreiben. Wir stehen in irgendeinem gottverlassenem Ort. Nach 15 Minuten Pause geht es weiter.

Wir kommen erstaunlich pünktlich in Tupiza an. Hätte ich nicht mit gerechnet. Fast auf die Minute. Der Bus war zwar nicht komfortabel, aber ich glaube, es hätte schlimmer kommen können. Mir wurde schon davon berichtet, dass die Fahrgäste darum gebeten wurden einen Bus auf dem Dreck zu schieben. Immerhin habe ich ein bisschen Schlaf gefunden.

Tupiza ist ein unspektakuläres, nettes kleines Städtchen in spekatulärer Umgebung. Wüste und rote Felsen wechseln sich hier ab. Die Menschen hier sind nett. Ich frage einen Taxifahrer ob er mich zum Hotel bringen kann. Er verneint, es sei nicht weit und ich könne zu Fuß gehen. Dann werde ich von einer freundlichen Dame gebeten mir ihr Hostel anzusehen. Mir gefällts, der Preis stimmt, ich entscheide mich zu bleiben. Sie bietet mir auch gleich eine Tour für morgen zur Salar de Uyuni an (4 Tagestour) der Preis ist Okay und mir wird der Eindruck vermittelt, dass das alles Okay ist. Wir haben einen Fahrer, eine Köchin dabei. Es wird klipp und klar gesagt, dass wir die meiste Zeit kein heisses Wasser haben werden, was wir mitnehmen müssen und was extra investiert werden muss. Alle meine Fragen werden offen und ehrlich beantwortet und mir wird mir nichts vorgegaukelt. Sowas kann man buchen. Wir werden eine Gruppe von maximal sechs Personen sein. Zum Zeitpunkt des buchens war ich der dritte.

Dann wird mir noch erklärt, wo ich mir jetzt noch günstiges Geld für die Tour besorgen kann. Denn es ist Samstag und nicht alle Banken haben geöffnet. Einen Geldautomaten gibt es in Tupiza nicht. Also tausche ich Travellerchecks ein. Jedoch zu einem ganz beschissenen Kurs. Ich hätte auch nach der Tour zahlen können. Ich wollte aber gleich bezahlen, damit ich es hinter mir habe. Nichtmal bei der Bezahlung werde ich bedrängt, sowas hat man gerne.

Ich ruhe mich heute von der langen Fahrt aus und freue mich auf das nächste Highlight meiner Reise. Nachmittags plane ich noch meinen letzten Reiseabschnitt. Somit ist auch Brasilien vorgeplant. Das hat mir am meisten Kopfzerbrechen gemacht.

01. bis 4.05.2011 Salar de Uyuni Tour

Erster Tag:

Wir starten am Sonntag um 8:30 Uhr von Tupiza aus. Mit dabei sind der Fahrer/Guide Emilio mit seiner Frau die uns beköstigt. Dann noch Olivier aus Frankreich, Massad, und Chica (ich kann mir ihren Namen einfach nicht merken) aus Israel. Alle sind recht ruhige Vertreter, was dem Genuss der Tour keinen Abbruch tun soll. Eher im Gegenteil.

Am ersten Tag geht es erstmal zu einer Schlucht mit tollen roten Felsformationen. Wir besuchen noch zwei Lagunen, ein Dorf das von der Lamazucht lebt und komplet aus Lehmziegel gebaut wurde, dann steht noch Puebla Fantastico auf dem Programm, ein verlassenes und verfallenes Dorf. In Puebla Fantastico wurde intensiv Bergbau betrieben, irgendwann waren die Minen erschöpft und der Ort war dem Verfall gewidmet. Mal Ruinen aus neuerer Zeit.

Die Fahrt mit dem Geländewagen geht über unbefestigte Straßen und durch eine granndiose Landschaft. Schon jetzt zeichnet sich ab, das die Tour ein Highlight sein wird. Das dumme! Es ist sonnig und zu gleich scheisse kalt. Es besteht große Gefar sich zu erkälten und sich gleichzeitig einen Sonnenbrand einzufangen.

Unsere Unterkunft ist einfach. Es gibt Betten, die den Liegekomfort von Hängematten haben. Um der Kälte zu entkommen lege ich mich komplett angezogen in meinen neuen Sommerschlafsack und habe noch vier Decken um nicht zu erfrieren. Angenehmer Schlaf sieht jedoch anders aus. Hatte mal jemand von Euch trotz LSF 60 einen Sonnenbrand auf der Nase und gleichzeitig eine laufende Nase. Ich sag Euch, eine unangenehme Kombination.

Hier ein paar Bilder des Tages:

IMG 0860

Erste Stopp, tolle Schlucht mit roten Felsen in der Nähe von Tupiza.

IMG 0861

Kaktus!

IMG 0871

Jede Menge Lamas.

IMG 0875

Ein Dorf erbaut nur aus Lehmziegeln. Hier lebt man von der Lamazucht.

IMG 0887

Der Kirchturm des Dorfes.

IMG 0895

Okulte verfallene Tempelanlage.

IMG 0894

Zechensterben uns seine Folgen.

IMG 0897

Eine von vielen Lagunen. Unsere erste.

Zweiter Tag:

Wir fahren um 7:30 Uhr los. Die Nacht war wenig enspannend. Morgens ist meine Brille verschwunden. Also wird erstmal das ganze Zimmer durchsucht. Zwischen einer der hundert Decken war sie dann. Zum Glück unbeschädigt.

Zunächst geht es zu einer zugefrorenen Lagune. Dort kann man normalerweise Flamingos besichtigen. Denen ist es aber zu kalt und da sie Flügel haben sind sie einfach weitergezogen. Nur Touristen sind so bescheuert sich bei dem Wetter hier aufzuhalten. Also gibt es keine Flamingos. Nur eine Lagune. Was auch schon ist! Dann geht es weiter zur nächsten Lagune. Sie ist weiss, hier wird irgendein Rohstoff zur Shampooherstellung gewonnen. Wir sehen einige Flamingos. Weiter geht es weiter in einer heisse Therme, wo wir uns erstmal aufheizen können. Was auch alle tun. Die Duschen in den Unterkünften sind übrigens kalt, weshalb niemand geduscht hat. Nach dem aufheizen gibt es Mittagessen. Nachdem Mittagessen besuchen wir die Daliwüste. Sie ist nach gleichnamigen Künstler benannt, der sich hier inspirieren lassen hat. Ich denke Drogen waren ebenfalls mit im Spiel. Heiss geht es weiter. Wir fahren in den Vorort der Hölle. Es riecht nach Schwefel. überall gibt es Löcher in denen eine weisse Masse brodelt. Geysire. Sehr beeindruckend! Dann geht es in die nächste Unterkunft. Wieder einfach! Aber die Betten sind besser. Die Duschen haben Außentemperatur. Schnell alles vom Geländewagen packen, dann geht es weiter es zur nächsten Lagune. Zur Laguna Colorado. Dieser See ist bunt. Überwiegend pink. Diverse Mineralien und Algen machen diese Farbe möglich. Hier tummeln sich dann endlich viele Flamingos, die sehr gut zur Farbe des Sees passen. Leider gibt der Akku meiner Kamera hier seinen Geist auf, so dass ich nur wenige Falamingo Bilder habe.

Hier die Bilder des Tages:

IMG 0898

Eine zugefrorene Lagune. Normalerweise Tummelplatz tausender Flamingos.

IMG 0904

Die Sonner knallt erbarmungslos auf uns herab.

IMG 0912

Diese Lagune sieht zwar zugefroren aus, ist es aber nicht. Hier werden Chemikaien zur Shampooherrstellung gewonnen. Von uns hat sich heute morgen ganz bestimmt niemand die Haare gewaschen.

IMG 0945

Tatsächlich. Dies ist ein See!

IMG 0946

Die Daliwüste.

IMG 0954

Der Vorort zur Hölle.

IMG 0960

Hier ist es wieder richtig heiss. Wassertemperatur 200 Grad Celsius,

IMG 0957

Dampf mit Schwefelgeruch. Beeindruckendes Naturschauspiel.

IMG 0966

Ein pinker See.

IMG 0971

Ein Flamingo.

Dritter Tag:

Um 5:00 Uhr ist aufstehen angesagt. Morgens gibt es dann kein Wasser, weil die Leitungen zugefroren sind. Achja, hatte ich schon erwähnt, dass es scheisse kalt ist. Und die Scheisse der letzten Nacht will ohne Wasser nicht die Toiletten verlassen. Die Wenigsten in der Unterkunft haben kapiert wozu die Tonne Wasser mit den vielen Eimern vor den Essensresteentsorgungsanlagen stehen.

Unsere Köchin ist sehr früh aufgstanden und hat zum Frühstück Kuchen gebacken. Alle freuen sich! Sogar unser koscher lebende Isrealin hat ihre Packung Frosties erhalten. Woher die Guides diese Packung mitten in der Wüste aufgetrieben haben ist mir ein Rätsel. Dummerweise sind es nicht die echten von Kellogs, sondern ein Imitat. Unsere Freundin hat darauf bestanden, dass es die echten sind, da sie nur diese für koscher hält. Die Köchin ist inzwischen schwer angenervt von den ständigen Sonderwünschen und Ablehnungen. Nicht mal Obst wird von Chica angenommen. Dafür kocht Chica für sich allein. Massad ihr Freund, ebenfalls Jude isst alles was auf den Tisch kommt. Das sorgt nicht gerade für ein klares Bild. Die Köchin gibt sich alle Mühe und schüttelt über Chicas Extrawünsche nur den Kopf.

Um 5:30 Uhr geht es dann los. Zunächst halten wir an einer Stelle an der viele skruil gefromte Felsformationen stehen. Ich glaub Dali war auch hier. Hier verabschiedet sich dann ein Stoßdämpfer unseres Gefährts. Die Fahrer halten zusammen und tauschen Ersatzteile aus. Das in einer Zeit, so dass wir es kaum bemerken. Mit einen neuen Stßdämpfer geht es dann weiter. Wir halten an einigen Lagungen an, eine ist sogar mit Flamigos bestückt. In allen befinden sich Mineralien, weswegen die Ufer explosiv sind. Dann halten wir an einem Steinmeer, vulkanischen Ursprungs und machen Mittagpause. Dann folgt eine lange lange Fahrt bis wir endlich in Uyuni ankommen. Hier ist Endstation, morgen geht es noch einen halben Tag in die Salzwüste.

Abends bereitet unsere Köchin Pasta, mit Tomatensosse, alles vegetarisch, Chica lehnt wiederum ab, macht sich dan selber Nudeln mit Tomatensosse. Unsere Köchin versteht die Welt nicht mehr.

Hier die Bilder des Tages:

IMG 0989

Ein berühmter Fels-

IMG 1001

Wartung des Geländewagens mitten in der Wüste. Ein neuer Stoßdämpfer wird in windeseile eingebaut.

IMG 1042

Ein Flamigo mit Spiegelbild.

IMG 1022

Pinkeln verboten. Umwelschutz oder nur damit die Kasse an der gebührenpflichtigen Toilette gefüllt wird?

IMG 1025

Rauchen und Feuer ist ebenfalls verboten. Es besteht Explosionsgefahr.

IMG 1050

Skurile Felsformation Vuklanischen Ursprungs. Wir sehen hier Eltern, die ihrem pubertären Sohn beim onanieren erwischen.

IMG 1063

Links ein Condor rechts ein Jaguar.

Vierter Tag:

Heute folgt das Highlight. Die größte Salzwüste der Welt. Wir starten früh um 5:00 Uhr um zum ersten Ziel zu kommen. Das berühmte Salzhotel erbaut angeblich nur aus Salz mitten in der Salzwüste. Alles wirkt wie Schnee. Das Salzhotel ist jedoch aus mehreren Materialien erbaut als nur aus Salz. Die Festerrahmen sind aus Holz, ebenfalls die Türen und auch das Dach ist nicht aus Salz, sondern aus Kunststoff und zur Isolation mit Stroh bedeckt. Aber Wände, Boden, Tische und Stühle sind aus Salz. Reicht ja auch. Drinne gibts dann erstmal was warmes zu trinken. Man kann ein paar Salzskultupren besichtigen. Wer die sehen will muss was kaufen. Ich kaufe mir einen koscheren Schokoriegel, der steinhart ist. Achja, es ist scheisse kalt, daher ist er hart.

Anschließend geht es in die Wüste. Hier posen alle munter herum, denn die Salzwüste bietet sich für Trickaufnehmen an. Auch ich lasse mich trickreich ablichten. Unser Fahrer und unsere Köchin geben jede Menge Tipps. Bis mir dann eine Idee kommt. Schließlich bin ich modelerfahren. Also gibt’s heute mal was für die Leserinnen dieser Seite.

IMG 1066

Sieht aus wie Schnee ist aber alles Salz.

IMG 1070

Das berühmte Salzhotel.

IMG 1073

Die Toilette des Salhotels. Spülung funktioniert nicht. Die Leitungen sind zugefrpren.

IMG 1080

Salzskulturen im Museum des Salzhotels.

IMG 1101

Mein rucksacktaglicher Reisepartner Olivier.

IMG 1115

Für die Leserinnen dieser Seite habe ich mich trotz klirrender Kälte ausezogen und tanze auf eine Limoflasche.

Anschließend geht es hektisch mit der gleichen Truppe der Tour weiter nach Potosi. Kaum in Uyuni angekommen steigen wir zu warm angezogen und völlig verdreckt in den Bus und an geht es in die höchste Stadt der Welt. Dort angekommen beziehen wir gemeinsam ein Hotel. Ich teile mir mit Olivier ein Zimmer, mit richtig heisser Dusche. Gebe erstmal 4 kg in die Wäscherei auch mein Babyalpacapulli wird zum ersten mal seit fast einem Monat per Hand gewaschen.

Ich checke meine Mails und lese, dass ich zum zweiten Mal während der Tour Onkel geworden bin. Lieber Phillip, herzlichen Glückwunsch zum erblicken dieser Erde. Wenn Du mal nach Lateinamerika reisen willst. Dein Onkel hat Tipps parat. Alles gute für Dein Leben. Ebenfalls gute Nerven wünsche ich Christian und Judith und hoffe Caroline wird sich liebevoll ohne Eifersucht um ihren Bruder kümmern. Glückwunsch auch an die Großeltern, sowie an den anderen Onkel Stefan und die neue Tante Petra. Nach meiner Rückkehr steht dann wohl die nächste Tour duch Deutschland an. Dann Babywachting.

05.05.2011 Mienen von Potosi

Ich als alter Knappe a.H. besuche heute mal die Kumpels die Untertage in den Mienen von Potosi schuften. Als erstes werden wir in die richtigen Anzüge gesteckt. Dann geht es zum Markt wo man alles bekommt, was man unter Tage so braucht. Kokablätter, 96% Alkohol, Zigaretten die mit Cocablättern und Eukayltus gestreckt sind und ganz wichtig, eine Stange Dynamit, die hier jedermann ohne Lizens legal auf der Straße erwerben kann (kein Scherz). Damit ist Potosi auch sehr beliebt bei Terroristen aus aller Welt.

So ausgestattet geht es dann auch gleich in den Schacht. In der Miene selbst wird gearbeitet, während wir geführt werden. Die Kooperative selbst will Touristen in der Miene haben. Einerseits natürlich wegen der Bezahlung, andererseits will man Menschen aus aller Welt zeigen wie die Arbeitsbedingungen hier sind. Fangen wir mit letzterem an. Die Arbeitsbedingugen sind schlecht. Die durchschnittliche Lebenserwartung einer Mienenarbeiters liet zwischen 35 und 45 Jahren. Dann ist Schluss. Wegen der vielen giftigen Mineralien die eingeatmet werden. Neben Silber, wofür die Mienen bekannt sind, gibt es jede Menge Asbeststaub. In den oberen Bereichen der Miene wird überwiegend Zink abgebaut aber auch Blei und viele weitere Rohstoffe. Meine Lunge kratzt nach kurzer Zeit in der Miene. Gesund ist der Aufenhalt in den Mienen nicht. Das ist die dauernde Gefahr. Die andere Gefahr sind natürlich Verschüttungen. Überall liegt loses Geröll herum und die wenigen Sicherungen die zu sehen sind, sind alles andere als stabil. In der Miene ist es eng, teilweise sehr eng. Ich stoße mir ständig den Kopf. Zum Glück habe ich einen Helm.

Die Bezahlung ist mieß. Sie hängt davon ab, wieviel die Arbeiter im Monat finden. Der Durchschnitt liegt bei fünf Euro am Tag. Die Mienenarbeiter sind jung, sehr jung. Aber es liegt vielleicht auch daran, dass die jungen Arbeiter in den oberen Bereichen eingesetzt werden. Die tieferen Bereiche liefern Silber, da müssen sich die jungen erstmal hinarbeiten. Die jüngsten Arbeiter in der Miene sind laut unserem Führer 14 Jahre alt und schufften wie verrückt.

Es gab unter den Spaniern den Versuch schwarze Sklaven in den Mienen einzusetzen. Dies war jedoch erfolglos, weil die Sklaven aus Afrika weder mit der Kälte, noch mit der Höhe zurecht kamen. Sie verstarben bevor sie in den Mienen waren.

Soviel zu den Arbeitsbedingungen. In den Mienen hat sich eine Interessante Form der christlichen Religion etabliert. Nachdem sich der Einsatz der Sklaven als Flopp erwiesen hatte, die Spanier jedoch die Rohstoffe haben wollten mussten sie sich etwas einfallen lassen. Sie setzten Indios ein. Diese hatten jedoch nicht so wirklich interesse daran in die Mienen zu steigen. Also erzählten die Spaniern den Indios, dass sie der Teufel holen würde, wenn sie nicht in die Mienen gehen. Also etablierte sich eine Mischreligion. Stiegen die Indios in die Mienen ab, vereehrten sie den Teufel. Außerhalb der Mienen waren sie mehr oder weniger brave Christen. Die Rituale werden bis heute gepflegt. Steigt man in die Mienen ab, opfert man einer Teufelsfigur Kokablätter. Ein paar auf die Arme, ein paar auf die Beine, einen auf den Penis und ein paar Blätter für Pachamama, dann steckt man dem Teufel noch eine brennende Zigarette in den Mund, den der Teufel raucht gerne. Ähnlich verfährt man mit dem reinen Alkohol. Man kippt ein bisschen in den Schraubverschluss, schüttet ein wenig auf den Bpden (für Pachamama) übergießt ein weiteres drittel auf die Teufelsfigur undgönnt sich selbst einen das verbleibende drittel. Außerdem werden zu bestimmten Zeiten Lamas geopfert. Damit uns nichts passiert, müssen wir das Ritual mit den Kokablättern vollziehen. Der Guide nimmt die Sache ernst. Er gibt uns zu verstehen, dass er jeder Religion und Kultur respektiert, er sich jedoch auch erwartet, dass wir die Kultur der Bergleute respektieren. Aber wir haben mal wieder eine Verweigerin dabei. Die strenge Gläubige Judin weigert sich den Teufel ein Opfer zu bringen. Das macht sich dann auch später bemerkbar.

Nachdem Ritual strengen wir noch ein bisschen mit Dynamit herum. Es gibt einen kräftigen Knall, danach besichtigen wir der Sprengort, jedoch nur sehr kurz, da wir wohl irgendwelche Gase zu Tage befördert haben. Dann geht es weiter durch diverse enge Schächte. Nicht vergleichbar mit dem was man aus den gängigen Museen im Ruhpott kennt. Sicherheit wird in erster Linine durch eigene Aufmerksamkeit un die der anderen Kumpels gescihert und natürlich dadurch, dass man sich mit dem Teufel gut stellt. Wir haben eine Querulantin in der Gruppe. Überhaupt sind viele in der Gruppe nicht in der Lage die Gefahre zu erkennen. Wir erhalten Anweisungen bestimmte Steine nicht zu berühren, weil sie lose sind und einen Rutsch auslösen können. Es gibt wirklich einige Leige die nach dem Grund Fragen. Unser Guide will uns die unteren Bereiche der Mienen zeigen, dort wo das Silber abgebaut wird. Doch der Teufel meint es nicht gut mit uns. Der Guide gibt die Anweisung umzukehren. Wieder gibt es Leute die nach dem Grund fragen. Der Grund lautet, der Durchgang ist verschüttet. Tja, nicht alle haben dem Teufel Tribut gezollt. Unter Tage ist vieles anders. Also geht es nicht ganz so tief, was ich auch angenehm finde, denn mit dem Abstieg wird es immer wärmer. Unten sollen 45 Grad Celsius herrschen. Muss ich nicht haben. Aber dadurch verkürzt sich die Tour. Jedoch bin ich froh, wieder an der frischen Luft zu sein.

Die Tour war mit gewissen Gefahren verbunden. Die Touristen fördern die Kokasucht der jungen Bergarbeiter dadurch, dass sie dazu aufgefordert werden ihnen Coca, Alkohol (mehr für rituelle Zwecke) und Cocahaltige Zigaretten mitbringen. Ich bin ein wenig Zwiegespalten. Es ist jedoch mal eine völlig andere Welt in die wir da abgetaucht sind.

Fazit:

Ich fand sehr interessant mal die Arbeitsbedingungen in der dritte Welt zu beobachten. Es scheint als sei die Sklaverei nicht abgeschaft. Katastrophale Arbeitsbedingungen zu Hungerlöhnen anzubieten ist abscheulich. Ich habe mich dwährend der Tour gefragt, warum die Arbeiter sich das antun. Wahrscheinlich nur weil es an alternativen fehlt und die Menschen sonst verhungern würden. Silber ist in Europa fast schon ein Wegwerfprodukt. Nur weil ein paar Geschäftsleute der Meinung sind, Silberschmuck soll günstig sein, ist es noch lange kein Grund die Bezahlung in einen der ärmsten Ländern der Welt nicht dem Weltmarkt anzupassen. Das sollten sich einige Tussis mal durch den Kopf gehen lassen.

Doch was ist die Alternative. Eine ganze Region lebt vom Silberabbau. Wenn diese Einnahmequlle fehlen würde, würde Potosi wahrscheinlich kollabieren. Ich werde jedenfalls nicht auf Boykott setzen. Boykott hilft Unternehmen oder Rohstoffhändler unter Druck zu setzen. Bei Rohstoffen wie Metallen nutzt dies jedoch nichts, da nicht erkennbar ist, wer die Rohstofflieferanten sind und worin diese Rohstoffe enthalten sind. Silber ist nicht nur für die Schmuckherrstellung wichtig sondern ist in vielen Produkten wie Computern enthalten, so dass ein Boykott nichts bringt. Er würde nur die Preise weiter in den Keller treiben, da so ein Überangebot entsteht. Also bleibt eine gewisse Ratlosigkeit nach der Tour. Was mir in Potosi nicht gesehen habe waren Bettler auf der Straße habe ich auch keine Kinder arbeiten sehen. Das gute jedoch ist, durch den Tourismus wird hingesehen und nachgedacht. Vielleicht kann Tourismus die Menschen tatsächlich nachdenklicher werden lassen. Ich wurde es und nicht zum ersten mal

Hier die Bilder:

IMG 1134

Der Markt für die Bergleute. Auf offener Straße kann jeder Dynamit kaufen, ebsnso Kokablätte (bekommt man ohnehin überall), reinen Alkohol und vieles mehr.

IMG 1135

Ich mit meiner Stange Dynamit. Noch nicht scharf gemacht.

IMG 1137

Teufelsgesöff.

IMG 1141

Ich mal wieder im Bergmannsgewand. Voll ausgestattet mit bolivischen Bergmannskippen, Kokablättern, reinem Akohol und natürlich Dynamit (im Platikbeutel). Das schike Outfit darf nicht fehlen, ebensowenig wie die Lampe. Sonst sieht man nichts. Die roten Flecken am Querbalken kommen vom Blut geopferter Lamas. Auch hier ist die Inkareligion noch lebendig.

IMG 1147

So siehts innen aus. Der Staub reflektiert den Blitz.

IMG 1145

Satanskult unter Tage.

IMG 1158

Ein weiterer Teufel. Man beachte das Geschlechtsorgan.

IMG 1166

Und ein besonders alter Teufel, mit Zigrarette. Der Nase bekommt es auf dauer nicht ganz so gut. Unten seht ihr eine Flasche reinen Alkohol. Ist der Alkohol nicht rein, sind es die Rohstoffe auch nicht. Un den Teufel herum liegen tausende Cocablätter.

IMG 1167

Knappen bei der Arbeit.

IMG 1170

Silberadern. Hiernach sucht man.

IMG 1171

Die Knappen leben außerhalb der Stadt. Potosi lebt zwar vom Bergbau, die Arbeiter können sich die teure Wohnung in der Stadt selbst nicht leisten.

IMG 1172

Direkt an den Mienen gibt es eine Notfallstation und mehrere Kindergärten.

IMG 1138

Blick auf die Außenanlagen der Mienen.



Aktionen

Informationen

Schreib einen Kommentar

Du kannst diese Tags verwenden : <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>