20. und 21.03.011 Verregneter Sonntag, Gletscher Pastoruri

22 03 2011

20.03.2011 Verregneter Sonntag

Heute komme ich zunächstmal ganz schlecht aus dem Bett. Ich habe die letzte Nacht schlecht geschlafen, weil die Klospülung die ganze Nacht plätscherte. Als ich dann aufgestanden bin, habe ich mich erstmal an den Frühstückstisch gesetzt und habe Youtube Videos angesehen. Geplant war für heute eigentlich der Ausflug zur Ruine nach Wilkawain. Aber erstmal wollte ich nach dem Frühstück etwas zu Mittag essen und noch eine Tour zum Gletscher Pastoruri organisieren.

Aus dem Mittagessen wurde dann ein Kuchenessen mit frischem Saft. Als Nachtisch bestellte ich mir noch einen Kaffee, plötzlich stürmten 3 Mädels im Alter zwischen 13 und 15 Jahren auf mich und baten mich um ein Interview für die Schule. Dem habe ich zugestimmt und wurde über mein Reiseverhalten befragt. Die Mädels waren recht erstaunt, was ich alles gemacht habe. Zum Ende hin sollte ich jedem Mädel eine Frage stelle. Womit ich mich einigermaßen schwer getan habe. Ich fragte sie über ihre Zukunftspläne aus. Also das zweite Interview meiner Reise. Langsam kommt Routine auf.

Wegen des schlechten Wetters habe ich mich dann doch entschieden nicht nach Wilkawain zu fahren. Es ist kalt und regnet. Unangenehm. Aber so wahnsinnig wie ich bin, buche ich dennoch den Ausflug zum Gletscher. Ich war etwas verwundert. Als ich nach den Preis fragte, bekam ich keine Antwort, sondern eine Gegenfrage. Wieviel ich bereit sei zu zahlen, wurde ich gefragt. Man verwies auf einen Preis der ausgehängt war, dies sei jedoch der Semana Santa Preis (Preis für die Ostertage). Der lag bei 40 Soles. Ich zahlte 30 Soles und fand das eigentlich viel zu billig. Wer es drauf ankommen lässt, auf Luxus verzichtet kann ich Peru super billig leben. Ich muss mich nach wie vor an die niedrigen Preise hier gewöhnen und schäme mich manchmal so niedrige Preise zu zahlen.

Aber da das Stichwort Semana Santa schonmal gefallen ist, wurde mir klar, Du musst zusehen, dass Du für die Zeit ne Unterkunft hast. Aber wo eigentlich. Bis Ostern ist noch ein Monat hin. Somit war mal wieder planen angesagt. Wieviel Zeit, werde ich möglicherweise wo sein. Ich habe dann eine Reservierung in Cusco vorgenommen. Wahrscheinlich werde ich schon vorher in Cusco sein, aber in Cusco gibt es a vieles zu unternehmen. Außerdem soll Semana Santa dort besonders Spannend sein. Darüber hinaus habe ich eine vielversprechende Hostelempfehlung erhalten, die nicht im Reiseführer erwähnt ist und auch nicht auf den gängigen Hostelseiten aufgeführt ist. Also freue ich mich auf ein paar schöne Tage in Cusco, was jetzt wohl als Peru Highlight die letzte Anlaufstelle sein wird. Danach kommt Bolivien.

21.03.2011 Auf zum Gletscher Pastoruri

Heute freue ich mich auf den Ausflug zum Gletscher Pastoruri in der Cordillera Blanca. Dieser Ausflug ist ein Beispiel dafür, wie eine organisierte Tour nicht verlaufen sollte. Die Landschaft war grandios, das Wetter spielte auch einigermaßen mit, es war halt scheisse kalt, zum Ende gab’s Regen und auch ein bisschen Hagel. Aber das sollte nicht stören.

Ich fragte dummerweise erst heute nach, wieviele Leute in der Gruppe sind. Der Typ von der Agentur meinte um die 20. Tatsächlich waren es eher um die 30. Wir fuhren mit einem großen vollbesetzten Bus los. Die Einweisungen erfolgten ausschließlich auf spanisch, obwohl der Tourbegleiter fließend englisch sprach, wie sich später herausstellte. Es waren überwiegend Peruaner im Bus, aber auch einige Ausländer. Selbst die Anweisungen wie man mit Höhenkrankheit umgehen sollte, waren ausschließlich auf spanisch, ebenso die Anweisungen, wie die Sache mit dem Essen bestellen usw. über die Bühne läuft. Das Lieblingswort unseres Begleiters war übrigens „Vamanos“ der Hinweis, dass es zügig weiter gehen soll.

Grundsätzlich finde ich das auch Okay, ich erinnere mich an die tolle sechs tägige Tour mit Super Guide Jhobanny, der kein Wort englisch Sprach aber sehr bemüht um uns war, mit dem wie viel Spass hatten, auch wenns sprachlich holprig war. Aber heute wurde einem das Gefühl vermittelt: Ich hab keinen Bock.

Im Grunde handelte es sich bei dem Ausflug um eine Bustour, mit Zwischenstopp in einem Restaurant, wo wir bei der Hinfahrt einen Kokatee trinken konnten, das Essen bestellen sollten um dann schnell weiter zu fahren. Es gab vier weitere Stops. Einen um die Parkgebühr zu entrichten, und zwei kurze Fotostopps. Einen Fotostopp um die Pflanze Puya de Raymondi, abzulichten, einen um aus einer blubbernden Wasserquelle zu trinken und einen Fotostopp um Felszeichnungen abzulichten. Das wars dann auch schon. Für die grandiose Landschaft blieb keine Zeit. Wer die Landschaft fotografieren wollte, musste dies aus dem fahrenden Bus machen. Auf einer Straße die zwar nicht schlecht war, zum fotografieren jedoch zu viele Schlaglöcher besaß. Zwar wurden wir aufgefordert wegen des knappen Sauerstoffs in dieser Höhe die Fenster zu öffnen, klappte bei mir jedoch nicht. Das Fenster klemmte und so musste ich durch die verschmierte Scheibe fotografieren. Dementsprechend sind die Fotos dann auch geworden. Ich bekam zunehmend einen dicken Hals. Da zieht an einem eine Gebirgslandschaft erster Klasse vorbei und kaum die Möglichkeit dies fotografisch zu dokumentieren.

Dem kam noch hinzu, dass die junge Dame, die neben mir saß ständig eingepennt ist. Wenn ein Fotostopp mit knapper Zeit in Aussicht war, musste sie erstmal aufwachen, zu sich kommen um mich raus zu lassen. Dann jedoch befand sich die gesamte Busladung bereists in der Landschaft verstreut und posierte für typische: „Guck mal ich war da Fotos“. Kaum hatte ich mich draußen orientiert und ein paar gute Standpunkte ausfindig gemacht, hieß es auch schon wieder Vamanos, Vamanos und weiter gings.

Auf dem Parkplatz angekommen hieß es, zwei Stunden Freizeit, ca. 25 Minuten rauf zum Gipfel. Ich als erster losgezogen um von der Meute zu entkommen. Der Weg zum Gipfel war übrigens gepflastert. Nicht dass mich demnächst jemand als Extremhöhenbergsteiger bezeichnet. Es war mehr ein zum Gipfel flanieren. Sogar eine Frau in Nuttenstiefeln schafft den Weg. Geschwindigkeit rächt sich schnell bei einer Höhe von 5.000 metern. Mir wurde schwindelig ich fühlte mich benommen. Ich bin mir allerdings nicht sicher ob von der Höhe oder dem Kokatee. Aber ich fühlte mich gut, machte dann einige Fotos ohne Scheibe und in Ruhe, gerat so schnell ins Mittelfeld. War mir auch egal. Doch plötzlich kam der Tourbegleiter. Erzählte was von langsam, langsam wegen der Höhe, aber dann auch gleich wieder „Vamanos, Vamanos“. Mich hatte er besonders aus dem Kieker. Die anderen ausländischen Touristen waren typische: „Ich hab mein Studium fertig, aber noch kein Geld verdient Touristen“. Von nun an bemkerke ich, der Begleiter spricht fließend englisch. Aber nicht, dass er mir was interessante erzählt, geschweige denn, dass er wichtige Dinge aus dem Bus wiederholt hätte, die ich ja möglicherweise nicht verstanden haben könnte. Nein, was ich die nächsten Tage vor hätte, ob ich nicht diese oder jene Tour machen möchte. Also Veraufsgespräche! Ich sage ihm mehrfach, dass ich am nächsten Tag abreisen werde und eher auf eigene Faust reise und wenn lieber in kleineren Gruppen Touren mache. Er nervt weiter! Irgendwann lasse ich ihn einfach labern und kümmere mich nicht weiter drum, ignoriere ihn, in dem ich fotografiere. Zum Glück kommt dann einer der fertigen Studenten und interessiert sich für weitere Schnäppchentouren.

Mal ehrlich! Solche Touren sind zwar billig, aber haben tut man nicht viel davon. Ich bin auf dem Standpunkt, dass es rausgeschmissenes Geld ist.

Als wir dann oben angekommen sind stürzen sich auch alle gleich in den Schnee, der immer knapper wird, da die globale Klimaerwärmung auch hier ihre Spuren hinterlässt. Diese Info habe ich nicht vom Begleiter, sondern von dem Opa, der mir das Ticket verkauft hat. Den hätte ich gerne als Guide gehabt. Er hat mir vor der Abfahrt noch viele wichtige Infos gegeben und mir Bilde vom abschmelzen des Eises gezeigt. Auch hat er mir viele Infos gegeben. Er war bei vielen wichtigen Ausgrabungen dabei.

Nach kurzem Aufenthalt am Gletschereis, heisst es dann auch schon wieder „Vamanos, Vamanos“ und es geht zurück. Untern angekommen, gönne ich mir meinen zweiten Kokatee, der übrigens mit Kräutern gestreckt ist und wie Kräutertee garniert mit einem Kokablatt schmeckt und esse einen Maiskolben. Dann geht`s weiter. Aber die Abfahrt verzögert sich. Entweder haben nicht alle Kokatee gegen die Höhenkrankheit getrunken, oder wenn ja, dann haben sie entweder den Kokatee nicht vertragen, oder der Kokatee ist nutzlos gegen Höhenkrankheit. Vielleicht auch einfach zuviel Vamanos, Vamanos. Auf jedenfall steht die Dame mit den Nuttenstiefeln neben dem Bus und verzögert die Abfahrt. Sie spuckt Flüssigkeiten aus, die die Menge des ausgeschenkten Kokatees bei weitem übertrifft. Vielleicht lags aber auch an den Schuhen. Vielleicht auch an dem Blubberwasser. Die Dame steigt dann in den Bus, sitzt zum Glück etwas weiter von mir entfernt. Ich schaue kurz in das Gesicht des jungen Mädels neben mir. Immerhin, kein anzeichen von Blässe. Sie pennt nach kurzer Fahrt wieder ein, missbraucht meine Schulter als Kopfkissen und es geht ohne Fotostopp, ohne Pinkelpause zurück ins Restaurant

Es folgte nur ein weitere Zwischenstopp in Restaurant. Draußen regnet es. Mein unpräzises Thermometer zeigt ungefähr 10° Celsius an. Die Tür wird nicht verschlossen. Es zieht feucht hinein. Da man hier Geld ausgeben kann, dauert der Stopp länger als das eigentliche Essen. Man könnte ja noch was warmes trinken. Z.B. Kräutertee garniert mit einem Kokablatt. Ich ziehe lieber meine Regenjacke an, schaue mir die vielen bunten Inkamützen, mit ihren unterschiedlichen Mustern an, erkundige mich bei einen der verarmten Studenten über den Preis. Er hat ihn vergessen, aber er meinte „billig“. Ich gucke genauer hin und analysiere: Keine echte Lamawolle. Morgen will ich mir auch son Mützche kaufen. Aber dann aus Lamawolle. Wenn ich schonmal hier bin, will ich auch was davon haben. Denn in Peru kann man preiswert und hochwertig reisen. Geiz ist nicht immer geil.

Hier eine paar Bilder des Ausfluges:

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Hirtin mit Schafen vor einer traditionellen Behausung Bergbehausung. Ziemlich spartanisch.

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Hier eine Quelle mit natürlischem Sprudelwasser. Ich habe nicht gekostet, ich wollte die Sekunden lieber zum Fotografieren nutzen.

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Aber es ist eigentlich kein guter Ort für Landschaftsaufnahmen.

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Hier wäre einer gewesen. Aber aus dem fahrenden Auto mit verschmierten Fenstern? Keine Chance!

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Die Raimondi Pflanze. Ein Ananasgewächs. Nicht irgendeins, sondern die Pflanze mit der größten Blüte der Welt. Die braunen Stängel sind die Blüten aus den Vorjahren und erreichen eine Höhe vo bis zu 4,5 metern. Es kommt allerdings nur alle Jubeljahre mal vor, dass diese Pflanze in Blüte ist. Dieses Jahr blüht nix! Dennoch, die Pflanze prägt das Landschaftsbild auch ohne Blüte auf sehr beeindruckende Art. Ich hätte gerne mehr Fotos von der Pflanze als Fordergundmotiv für Landschaftsaufnahmen gemacht.

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Wenn Wandschmierei alt genug ist, ist sie heiss begehrt und gilt als Kulturgut. Wer sich in Deutschland in dieser Kunst versuchen will, muss heutzutage mit einer Anzeige wegen Sachbeschädigung rechnen. So ändern sich die Zeiten.

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Endlich freie Sicht und kein Geruckel. Aber die Motive bei der Anfahrt waren schöner.

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Steinmännchen!

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Der Weg war gepflastert!

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Es gab noch andere tolle Pflanzen. Sogar welche in Blüte, nur halt nicht so berümt wie die riesen Pflanze. In der Höhe wo wir Freigang hatten, blüte dann jedoch nichts mehr.

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Der Autor auf dem Höhepunkt, seiner Reise ja seines Lebens. 5.000.000 meter über Normal Null und dennoch unzufrieden. Von nun an geht’s bergab!



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