10 bis 18.02.2011 Roraimatour

19 02 2011

Ich habe mich mal wieder dazu entschieden eine längere Wandertour einzulegen. Das Ziel ist die Hochebene des Tafelberg Roraima. Der mit seiner Höhe von 2810 metern der höchste Tafelberg Venezuelas ist. Auf dem Roraima befindet sich außerdem ein Grenzstein der ein drei Ländereck zwischen Venezuela, Brasilien und Guyana bildet.

Am Vorabend der Tour findet noch eine kleine Besprechung mit allen Beteiligten statt. Mit dabei sind zwei polnische Päarchen, deren Namen ich mir während der kompletten sechs Tage nicht merken konnte und Frank aus Berlin, der inzwischen in der Schweiz lebt. Frank und ich haben und für die All inclusive Variante entschieden. Das bedeutet, wir müssen nur Isomatte, Schlafsack und unsere persönlichen Sachen mit hochschleppen. Wir müssen weder kochen noch Zelt aufbauen. Ist natürlich teurer, da wir einen Träger beschäftigen und die Guides beschäftigen. Die vier Polen wollen alles selbst hochschleppen und werden auch kochen. Also die einfachste aller Varianten. Auf den letzten Drücker entscheidet sich dann eins der zwei Päarchen, doch wenigstens einen Träger zu engagieren. Eine kluge Investition!

Donnerstag 10.02.2011 Tag 1

Franzico unser hyperaktiver Tour Manager hat uns gebeten um 8 Uhr mit Frühstück im Magen am Treffpunkt zu sein. Es soll so schnell wie möglich losgehen. Letztendlich brechen wir dann gegen 10 Uhr endlich auf, brauchen noch ungefähr zwei Stunden bis wir am Ausgangspunkt endlich mit gepackten Rucksack auf Schusters Rappen den Wanderweg in Angriff nehmen. Frank und ich gehen vorne weg, der Rest folgt. Die Stimmung ist trotz einsetzendem Regen gut.

Nach einer Weile kommen wir an einen Hügel der eine wunderbare Aussicht bietet. Wir bekommen eine erste Vorstellung was uns erwartet. Tolle hügelige Landschaft, ein fester erdiger Wanderweg, der gut begehbar ist, hin und wieder ein kleines Wäldchen und eine tolle Bergkulisse. Die Freude steigt!

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Unser Weg. Rechts Links der Roraima. Dort wollen wir hoch. Der Nebenhügel sieht wirkt hier höher, ist aber neidriger. Eines des wenigen Bildern wo man den Roraima ohne Wolken sieht.

Der erste Tag verläuft ohne nennenswerten Zwischenfall. Wir kommen gut voran und ich fühl mich fit. Die beiden Polen, welche sich keinen Träger geleistet brauchen am längsten. Am schnellsten hingegen ist der Träger des anderen Päarchen gefolgt von uns. Aber es handelt sich ja nicht um ein Wettrennen.

Das Camp ist schön gelegen aber spartanisch. Frank und ich kommen in ein Zelt, welches von unseren sympathishcne Guides (ebenfalls ein Päarchen) für uns aufgebaut wurde. In der Zweit bis zum Abendessen mache ein einige Fotos und genieße ein Bad im kühlen Gebirgsbach.

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Blick auf den kleineren Tafelberg. Aufgenommen vom ersten Camp.

Da es früh dunkel wird gehen wir auch sehr früh schlafen. Mit sehr früh meine ich wirklich eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit, was ca. 7:00 Uhr bedeutet. Zum Schlafen kommen wir jedoch wenig und wenn, dann sehr unentspannt. Der Boden ist extrem hart und unsere Isomatten sind für den Zweck der Isolation ausgerichtet. Schlafkomfort sieht anders aus.

Freitag 11.02.2011 Tag 2

Irgendwann ist die Nacht endlich vorbei. Wir stehen mit Sonnenaufgang um 5:30 Uhr auf. Aufbruch ist erst gegen 8:00 Uhr. Also genug Zeit die Sachen zu packen. Zumal Frank und ich uns nicht ums Frühstück kümmern müssen. Das macht Cyndi unsere immer gut gelaunte und ewig strahlende Idianderin. Unsere Sachen sind schnall gepackt. Bei den Polen dauert es und wir warten geduldig. Gemeinsam gehen wir dann erstmal zwei Flüsse durchwatten. Keiner hat Probleme. Danach wird der Weg steiler und irgendwann ist der komfortable Lehmweg dann auch zu Ende. Stattdessen geht es immer mehr über stenigen Boden. Jeder Schritt muss ausbalanciert werden. Aber nach wie vor kommen wir gut vorran. Ich bin etwas langsamer als Frank, er geht mit dem Träger der Polen. Ich mache viel Stopps zum fotografieren oder einfach nur die bizarre Landschaft genießen. Es muss auch ständig die Kleidung gewechselt werden. Denn entweder knallt die Sonne oder es regnet. Von dem vielen Wetterwechseln, der Schwitzerei und den Klamottenwechsel ist meine Sonnencreme sehr schnell ausgewaschen und ich fange mir einen guten Sonnenbrand ein. Scheisse sowas! Zumal ich wieder auf dem harten Boden schlafen muss.

Die Polen ohne Träger machen völlig schlapp. Sie kommen am Camp an, schaffen es gerade noch ihr Zelt aufzubauen und verschwinden erstmal. Da bei ihrer Ankunft die Sonne schien haben sie klugerweise ihre Wäscheleine aufgespannt und ihre Sachen zum trocknen aufgehangen. Dumm nur, dass sie die häufigen Wetterwechsel nicht eingeplant haben. Somit ist alles plitschnass. Frank und ich schütteln über solche Fehler nur den Kopf. Doch ich sollte ruhig sein mit meinem Spott, denn auf dem Weg heute, habe ich mir einen Nerv im Oberschenkelgelenk eingeklemmt und bin bereits etwas angeschlagen. Aber ich mache mir nicht viele Gedanken. Vom Basiscamp ist die Steilwand des Roraima sichtbar, ebenso die Rampe die wir morgen raufmüssen. Frank und ich versuchen die Route zu erahnen. Es geht steil bergauf und wir müssen zwei Wasserfälle passieren. Will meinen, wir müssen mitten durch die Wasserfälle hindurch und diese stürzen von ganz oben voll herab.

Nach dem Essen legen wir uns auch gleich ins Zelt. Heute habe ich mir ein Kopfkissen gebastelt. Es liegt sich komfortabler, aber nicht bequem und hinzu kommt der Sonnenbrand. Keine schöne Nacht zumal es ständig regnet.

Überall Felsen die Pflanzen Schutz bieten.

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Überall endeckt man zaghafte aber schöne Blumen.

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Das hätten wir schonmal geschafft!

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Aber diese Etappe haben wir nich vor uns. Wer erkennt den Weg?

Samstag 12.02.2011 Tag 3

Wir gehen frohen Mutes an die Bergbesteigung. Alles verläuft zunächst sehr gut. Die steilen Passagen sind relativ leicht zu bewältigen. Die Route führt durch einen sehr schönen Wald mit vielen tollen Pflanzen. Die Vegetation ist einmalig. Es ist ständig feucht, da der Roraima permanent mit Wolken überzogen ist. Wir watten teileise durch Wasserläufe. Ebenfalls spektakulär ist die Aussicht auf die Steilwand, wenn man vor lauter Nebel etwas zu sehen bekommt. Wir werden gut durchnässt. Inzwischen ein Dauerzustand.

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Blick auf die Steilwand.

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Beim Aufstieg ist mein Blick voll auf die Pflanzenwelt gerichtet.

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Irgendwann kommen wir an den Wasserfällen an. Ich ziehe mir schon gar keine Regenjacke mehr an, ich bin ohnehin nass. Lediglich mein neuer Hut kommt zum Einsatz, den ich auch dieser Tour noch zu schäzten lerne. Das Wasser donnert von oben auf mich herab und der Weg besteht auf losen Felsen, man muss höllisch aufpassen, dass man keine Steinlawine auslöst. Ungefähr ab dieser Stelle meldet sich dann mein Nerv wieder und der Aufstieg ist mit leichten Schmerzen verbunden. Nach weiterer Kletterei komme ich oben an. WOW, für den anstrengenden aber erfrischenden Aufstieg wird man mit dem Ausblick in eine völlig andere Welt belohnt. Absolut einmalig, sowas habe ich bislang noch nie gesehen. Bizarre Felsformationen, bizarre Pflanzen und überall flaches Wasser. Eine völlig andere Welt. Ich bin mehr als begeistert. Venezuela ist bisher das Land, welches die abwechlungsreichste Landschaft auf meiner Reise bietet. Ich bin heilfroh, dass ich dieses Land Kolumbien vorgezogen habe. Wobei ich natürlich nicht genau weiß, was mir in Kolumbien genau entgeht.

Oben angekommen geht es dann auch gleich in unser Hotel. Die Zeltplätze werden hier Hotels genannt. Wir bekommen eine kurze Anweisung wir wir uns hier zu verhalten haben. Unseren Stuhlgang müssen wir in eine Plastiktüte ablassen, denn unsere Ausscheidungen werden talwärts befördert. Wir dürfen keine Tiere und keine Kristalle mitnehmen und auch mit den Pflanzen sollen wir pfleglich umgehen. Umweltschutz wird hier groß geschrieben und das sieht man. Ich sehe während der ganzen Tour kein bisschen Müll.

Während Cyndi für mich kocht und Tyron unser Guide mein Zelt aufbaut, gehe ich erstmal staunend diese neue Welt erkunden. Zufrieden schlafe ich abends auf hartem Boden ein.

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Die fliegende Schildkröte.

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Unser Hotel. Mit Götzenbild über unserem Zelt für das ich Model gestanden haben könnte, meint zumindest Tyron.

Sonntag 13.02.2011 Tag 4

Heute erkunden wir den Roraima. Tyron zeigt uns einige Stellen. Ein Tag ist jedoch zu wenig um das gesamte Plateau zu erkunden. Ich sag nur lasst die Bilder sprechen:

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Pflanzenarrangements wie aus: Mein schöner Garten.

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Kristallhöhle.

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Die sogenannten Badewannen.

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Blick vom höchsten Punkt. Allerdings sieht man nur die Wolken die sich gerade einen Weg über das Plateau suchen.

Nachdem wir den ganzen Tag über felsigen unebenen Boden, der größtenteils nass war gelaufen sind, meldet sich mein Nerv und ich fange an zu humpeln. Meine Schuhe sind völlig durchnässt und abends friere ich mir im Zelt den Arsch ab. Zumal mein Schlafsack langsam etwas klamm ist. Ich sage dies Cyndi und Tyron, sie bieten mir ein Kühlgel an, was ich jedoch ablehne, da mir eher nach etwas wärmenden ist.

Montag 14.11.2011 Tag 5

Heute heisst es schon wieder Abschied nehmen von einer faszinierenden Welt. Es geht bei Regen steil bergab. Wegen der Feuchtigkeit und meiner Erschöpfung verzichte ich von jetzt an auf Fotos.

Da es die letzten Tage viel geregnet hat, haben die Wasserfälle zugenommen und der Weg gleicht einem Bach. Wasser überall Wasser, selbst wenn es nicht regnet sind die Wolken um einen herum und es ist klamm. Kurz nach den Wasserfällen, die heute richtig heftig Wasser haben, sind meine Schuhe nicht mehr nur durchnässt, sondern ich schwimme in meinen Schuhen. Mein Nerv meldet sich irgendwann und ich komme nur noch im trippelschritt voran. Der Träger ist mit Frank irgendwann verschwunden und die Guides kommen mit den Polen nach, allerdings bin ich noch weit vor ihnen. Also muss ich mir alleine den Weg suchen. Das ist bis auf eine kleine Stelle jedoch kein Problem. Doch ich muss irgendwann supersteile und matschige Hänge herunterklettern. Das ganze ohne Brille, da sie dauerhaft beschlagen ist. Einige Stellen suche ich mir nicht mehr nach dem Motto aus, wo ist es am bequemsten und am sichersten, sondern teilweise verfahre ich nach dem Motto wo würde man sich im Falle des Sturzes am wenigsten Verletzten. Ich komme völlig erschöpft am Basislager an. Hier ist heute jedoch noch nicht Schluss. Wir haben noch eine Etappe zum ersten Camp vor uns. Der Weg ist mir als Spaziergang in Erinnerung. Jedoch war beim Aufstieg mein Bein noch nicht so angeschlagen und das Wetter war besser.

Nach dem Mittagessen geht es dann weiter. Ich laufe nur noch unter Schmerzen und humpel langsam voran. Der steinige Grund macht mir zu schaffen. Ich nehme ein Schmerzmittel, dass jedoch keine Wirkung zeigt. Irgendwann geht das Spielchen Sonne mit Wasserdampf wechselt sich mit Regen ab wieder los. Zur Humpellei kommt noch ständiger Jackenwechsel. Irgendwann bilde ich das Schlusslicht. Tyron und Cyndi gehen vorraus, behalten mich jedoch immer genau im Auge. Zwei super Guides, denen das Wohl ihrer Teilnehmer am Herzen liegt. Hat man nicht immer in diesem Ausmaß.

Ich quäle mich durch bin zum Camp, dort angekommen gehe ich nach der letzten Flussüberquerung erstmal baden, ziehe meine trockenen Sachen an und beziehe mein Zelt. Dabei stelle ich fest, der Schlafsack ist stellenweise völlig durchnässt. Also ohne Schlafsack schlafen. Frank gibt mir netterweise eine dünne Decke, diese reicht für diese Nacht zumindest friere ich nicht. Frank ist heute zweimal gestürzt und auch er hat schmerzen im Knie. Zum Glück gibt es im Lager Bier, so trinken wir uns die nötige Bettruhe einfach an. Nutzt aber wenig, denn nahezu alle Knochen schmerzen im Zelt, egal wie man liegt.

Dienstag 15.02.2011 Tag 6

Frank und ich gehen heute gemeinsam als erste los. Die Polen drängen drauf gemeinsam los zu gehen. Ich gebe ihnen aber zu verstehen, dass wir angeschlagen sind und sicherlich am längsten brauchen. Also ziehen wir los, als ihr Zelt noch aufgebaut im Lager steht. Zu meinen Schmerzen kommt inzwischen Muskelkater in den Oberschenkeln. Mein Rucksack wiegt wegen der nassen Klamotten inzwischen wesentlich mehr als zu Beginn. Hinzu kommt die Erschöpfung und die mäßige Motivation. Frank und ich humpeln durch die Landschaft wie zwei Opis. Wir laufen jeweils eine Stunde, machen dann Pause. Irgendwann tut mir mein rechter Fuss weh. Nach den Pausen komme ich kaum noch hoch. Dennoch wir laufen zäh. Die Polen überholen uns. Die ständge Auf- und absteigerei macht uns zu schaffen. Dennoch erreichen wir den Ausgangspunkt nach langer Qual.

Kurzes Fazit. Roraima war trotz mühsamen Abstiegs und Dauerregen ein echtes Highlight. Wer nach Venezuela reist und einigermaßen fit ist, unbedingt machen. Eine Komplette Goretexausstattung (Schuhe, Hose, Jacke, inklusive hochwertiger Kunstfaserunterwäsche und Fleecepulli) ist empfehlenswert. Ebenso ein guter Hut, der nicht unbedingt nach modischen Gesichtspunkten ausgesucht werden sollte.

Zurück im Hostel angekommen, sortiere ich erstmal meine Schmutzwäsche aus, eigentlich alles. Dann gehe ich duchen und lege mich erstmal hin. Auch Matruscka braucht mal dringend eine Komplettpflege. Ebenso meine Schuhe. Dann kommt Fanzico von mein Agent. Ich frage ihn wie es mit der Tour zu Salto Angeles, dem höchsten Wasserfall der Welt aussieht. Er meinte sehr gut, weil es sich wegen des vielen Regens wieder lohnen würde. Aber erstmal regnerieren. Denn ich laufe wie ein alter Greis.

Mittwoch 16.02.2011 Entspannungstag 1

Ich wache morgens auf und will erstmal garnicht aufstehen. Schaffe es dann aber doch erstmal zum Bäcker gemütlich frühstücken zu gehen. Anschließend lese ich ein wenig. Plane weiter und komme zu keinem wirklich guten Entschluss wie es weitergehen soll. Eigentlich wollte ich noch die Angels Falls ansehen. Das kostet jedoch reichlich Zeit und Geld. Geld habe ich genug, aber eigentlich will ich es auch nicht verpulvern. Eigentlich will ich weiter nach Brasilien und mir den Amazonas bis Ecuador geben. Aber zum abreisen habe ich zuviel Bolivar, umtauschen würde einen zu hohen Verlust bringen. Doch die Lösung kommt im laufe des Tages. Eine junge Gruppe Koreaner kommt ins Hotel, hat noch Euro ungeföhr in dem Wert wie ich meine Bolivar loswerden möchte. Also wird getauscht. Der Verlust hölt sch in Grenzen und ich habe erstes Bargeld wenn ich wieder nach Deutschland komme. Viel zu früh, aber es ist Okay, Zur Not kann ich es eintauschen.

Dann wird noch Gewaschen. Die Schuhe müssen gründlich geputzt werden und auch Matruschka bekommt ein ganzkörperpeeling mit neu erworbener Bürste. Als ich nach dem Waschen zurück ins Zimmer will, hängt ein Beutel mit einer Hängematte an meiner Tür. Frank ist abgereist und hat mir seine Hängematte für die Bootstour hinterlassen. Leider bin ich nicht mehr dazu gekommen mich von Frank zu verabschieden, auch wurden keine Kontaktdfaten ausgetauscht. Daher lieber Frank, solltest Du dennoch irgendwie auch meine Seite gelangen. Herzlichen Dankr fr die Hängematte. Ich werde sie in Ehre halten und wenn sich die Gelegenheit bieten sollte der Reisecommunity weiter geben.

Jetzt habe ich noch 500 Bolivar und werde diese in den nächsten Tagen sinnlos verprassen.

Donnerstag 17.02.2011 Entspannungstag 2

Heute mache ich nicht viel. Ich gehe zum Bäcker frühstücken, lese viel und organisiere meinen Rucksam mal wieder. Heute ist dummerweise eine ganze Horde neuer Leute angekommen, die es mit den Nachtruhe nicht so ernst nehmen. In der Nach gibt es ein einziges Gegröhle auf dem Flur, ständig rennen Personen polternt über den Flur und Türen werden geknallt. Tagsüber lief schon den ganzen Tag Musik auf Zimmerlautstärke. Also so, dass ich in meinem Zimmer die Musik genau mitbekommen habe. Ich ärgere mich, dass ich keine landestypische Beschallungsanlage dabei habe. Heute komme ich auch dahinter, was sich Napalm Death bei ihren Platten gedacht haben. Wenn von woanders nervige Musik kommt, einfach Napalm Death auflegen und auf volle Lautstärke drehen. Damit nervt man jeden und zwingt ihn zur Vernunft.

Freitag 18.02.2011 Good Bye Venezuela, vamos a Brazilia

Gegen 7 Uhr wache ich unerholt auf. Immerhin hatte ich drei Stunden Ruhe. Erstmal wieder zum Bäcker, frühstücken und dann gleich zum Taxi und weiter zur Grenze. Das Taxi ist mit 50 Bolivar völlig überteuert. Ist mir aber auch egal. Ich habe ca. 200 Bolivar und die tauscht mir sicher keiner zum guten Kurs ein. Also verprssen. An der Grenze wird mein Pass nocheinmal gründlich von zwei Soldaten kontrolliert, noch vor der Ausreisebehörde! Diesmal will mich der Soldat damit schikanieren, dass das Bild im Pass mir nicht ähnlich sei. Ich bleibe gelassen und prahle damit herum, dass ich einen biometrischen Pass habe und er gegebenfalls die biometrischen Daten überprüfen kann. Daraufhin hält er die Klappe. Bei der Ausreise geht alles glatt. Nichtmal die angekündigte Ausreisegebühr muss ich zahlen. Dann geht’s weiter zur brasilianischen Einreisebehörde. Alles easy, der gut englischsprechende und freundliche Beamte knallt mir ohne mit der Wimper zu zucken 90 Tage in den Pass und beantwortet mir geduldig einige Fragen. Den Gelbfiebernachweis will er nicht sehen. Dies war groß bei der venezolanischen Ausreisebehörde angekündigt.

So habe ich mal wieder eine Grenze überschritten. Die wievielte weiß ich nicht mehr. War aber mal wieder einfach. Jetzt befinde ich mich auf dieser Reise erstmalig in einem Land dessen Sprache ich überhaupt nicht beherrsche. Mal sehen wie das wird.

Hinter der Grenze gehe ich erstmal einen Geldautomaten suchen. Zack, ich werde schnell fündig und auf Anhieb erhalte ich Geld. Schön! Endlich mal keine Probleme bei der Geldbeschaffung. Dann kaufe ich mit den übriggebliebenen Bolivar schnell das Busticket nach Boa Vista, stelle die Uhr um, vergewissere mich nochmal bei der Ticketdame ob ich die Zeit richtig eingestellt habe, sie bejaht und dann kommt auch schon der Bus nach Boa Vista. Meine allerletzten Bolivar gebe ich dann einen Bettler der mich anschnorrt. Für ihn ein gutes Geschäfft und ich bin das ganze Geld los. Mit ungefähr 4,50 Euro habe ich einen Menschen glüklich gemacht. Auch schön!

In Boa Vista angekommen stelle ich dann plötzlich fest, dass meine Abhebung war zu knapp kalkuliert war. Die geht gleich beim Kauf des Tickets nach Manaus drauf. Aber kein Problem, auch hier gibt es visakartentaugliche Geldautomaten und welche mit denen ich abheben kann. Geldabheben, scheint in Brasilien also kein Thema zu sein. Ich hoffe nur noch auf eine gute Wifiverbindung. Mache mir aber im Amazonasbecken wenig Hoffnung.

Am Busterminal in Boa Vista gibt es schonmal kein Wifi. Eigentlich gibt es hier nichts. Nur einen Fressstand, ein kleines Lädchen und die Ticketschalter. Auch um den Terminal selbst sieht es nicht besser aus. Einer der schlimmsten Busterminals meiner Reise. Wäre nicht weiter tragisch, wenn ich nicht völlig übermüdet wäre und keine 7,5 Stunden Wartezeit vor mir hätte. Einen Luxus gibt es dann doch, man kann immerhin sein Gepäck abgeben. Und eines ist mir auch ganz recht, der Bus kommt um 19:30 Uhr und braucht 12 Stunden nach Manaus, so komme ich im hellen an und spare mir darüber hinaus ein Hotel. Ich bin heilfroh, dass ich nicht mitten in der Nacht ankomme.

Beim Schreiben des Bloggs fällt mir übrigens auf, dass sich mein Netbook inzwischen zu einen Biotop verwandelt hat. Im Inneren des Netbooks haben sich winzige Ameisen angesiedelt.

Morgens komme ich dann im Hostel Manaus an und ergattere das erste freie Bett in, nach langer Zeit mal wieer in einem Schlafsaal und es gibt sogar Wifi, sonst wäre dies nach wie vor noch nicht veröffentlicht.



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1 Antwort zu “10 bis 18.02.2011 Roraimatour”

  • Hans Jürgen Rößner sagt:

    Wow, geile Bilders, muß ne faszinierende Landschaft sein. Hoffe deinem Nerv geht’s besser!
    Viel Spass in Brasil!

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