Von Manaus nach Chiclayo bis 23.02. bis 08.03.2011

9 03 2011

Sooooo verehrte Leserschaft,

nach Manaus ging’s dann erstmal auf’s Boot, um wie ursprünglich geplant nach Ecuador zu reisen. Aber daraus wird nur zum Teil etwas. Aber eins nach dem anderen. Erstmal muss ich auf’s Boot:

Die große an Bord geh Aktion

Problem Nummer 1: Der Hafen liegt etwas weit entfernt vom Hotel. Ich bestelle mir also ein Taxi. Zwar kenne ich den Weg und er ist auch in 20 Minuten zu Fuß zu bewältigen. Aber es regnet, es ist warm und schwül, mein Gepäck explodiert langsam. Geschätzt schleppe ich 30 kg mit mir herum. Also ist ein Taxi eine gute Idee. Wenn es denn kommen würde. Nach zwei anrufen tut sich nichts und langsam wird es knapp. Dann schnappe ich eins von der Straße auf und lasse mich zum Hafen bringen.

Problem Nummer 2: Es gibt zwei Zugänge zum Schiff, bzw. zwei Hafen. Ein erste Klasse Zugang. Von hier kommt man sofort aufs Boot. Ich denke, nimm diesen. Werde dann aber abgewiesen, weil ich mein Ticket auf der Straße gekauft habe. Also zu Fuß zum Hafen für Arme. Dort bekomme ich dann auch gleich ein Wassertaxi, dass mich zum Boot fährt.

Problem Nummer 3: Das Boot weigert mir die Beförderung. Die Begründung: der Preis auf meinem Ticket ist zu niedrig angesetzt. Also zur Agentur. Dort wird mir erklärt, das günstigere Boot, welches ich gebucht hätte sei abgesoffen und es würde nur noch das andere Boot fahren, das sei besser aber eben 30 Rias teurer. Also 30 Rias hingeblättert, neues Ticket erhalten und zum Boot, der Voyager IV. Was aus Voyager I, II und III geworden ist, erfahre ich nicht. Aber man lässt mich an Board.

Problem Nummer 4: Durch den ganzen Scheiss bin ich recht spät angekommen. Das ist doof weil, der frühe Vogel fängt den Wurm. Mir wird ein Platz zugewiesen, ziemlich eng alles. Auf dem ganzen Deck hängen Hängematten, teilweise mit mehreren Personen belegt.

Aber was soll’s ich habe meine Nische gefunden und mache es mir bequem. Ende gut alles gut! Über einen fliegenden Händler bekomme ich sogar noch ein paar Mandarinen. Zum Obst kaufen bin ich nämlich nicht gekommen.

Das Abenteuer Amazonastour beginnt

Aber erstmal hängen wir stundenlang im Hafen fest. Die Abfahrt verzögert sich um 1,5 Stunden. Macht bei sechs angekündigten Tagen nicht viel aus. Ich mache mich schonmal mit dem Schiff vertraut. Unten gibt’s ein Deck für Personal und für Waren, die wir ausliefern werden. Wieder mal unterwegs in edler Mission. Wir versorgen abgelegene Dörfer entlang des weltgrößten Flusssystem.

Auf dem Mitteldeck sind die meisten Passagiere untergebracht. Dort befinden sich Sanitäranlagen in akzeptablen Zustand, sowie die Kombüse und die Brücke. Hier haben Pasagiere striktes Zugangsverbot. Zur Unterhaltung gibt’s zwei Fernseher. Zur Versorgung noch einen Trinkwasserspender.

Dann gibt es noch das Oberdeck. Hier gibt es einige First Class Kabinen, ein Kiosk bei dem Passagiere die notwendigsten Dinge kaufen können (Bier, Wein, Chips, frisches Popcorn, divere Keks, Wassermelone, Seife, Tampons und Kinderwindeln usw.). Auch hier sind einige Passagiere untergebracht. Im geschlossenen Raum und mit Klimaanlage.

Als es dann endlich losgeht wird es abenteuerlich. Aber was eigentlich. Eigentlich ist es die ganze Zeit stinklangweilig. Wir fahren entlang an Uferlandschaft, die sich nur minimal verändert. Ab und zu sieht man mal einen Vogel. Auf der gesamten Fahrt entdecke ich drei Delfinflossen, die kurz aus dem Wasser auftauchen und wieder verschwinden, dann wieder kurz auftauchen und dann wieder verschwinden, bis sie ganz verschwinden. Amazonas, das habe ich mir anders vorgestellt. Selbst die Mücken halten sich sehr zurück. Weder mein Moskitonetz kommt zum Einsatz und auch meine chemische Kriegsführung gegen die Viecher muss ich nicht anwenden. Stattdessen genesen meine Insektenstiche aus dem letzten Hostel.

Zum Begriff Amazonastour

Klugscheisser, die meine Route nachverfolgen, werden besserwissend daherkommen, dass ich nicht auf dem Amazonas gereist bin. Das stimmt. Aber irgendwie läuft früher oder später jeder Fluss auf dem ich unterwegs war in den Amazonas. Mein Kartenmaterial war einfach nicht ausreichend genug um jeden Fluss mit einzelnen Namen zu identifizieren und zu benennen. Deswegen benutzte ich nicht den Namen der Flüsse, die ich bereist habe, sondern der gesamten Region und das ist Amazonien oder wie auch immer. Es gibt sogar eine eigene Flagge für das Gebiet und irgendwie sprechen auch die Einheimischen nur von Amazonas. Ein Fluss der Länder verbindet.

Ich habe mich dagegen entschieden die Tour nach einzelne Tagen zu beschreiben, wie ich es sonst immer tue. Das einfach aus dem Grund, es passierte nicht wirklich was und irgendwie doch.

Die Tour wurde vor allem durch folgendes geprägt:

  1. Erfahrung sieben Tage und Nächte in der Hängematte zu verbringen (abgesehen von einigen Dingen die das aufstehen notwendig machten wie z.B. Essen gehen und Essen wegbringen).
  2. Routine der Seefahrt.
  3. „Kontakt“ mit Einheimischen, deren Sprache ich nicht verstand.
  4. Das Buch: „Unter ihren Füßen“ von Salman Rushdie.

Das war es dann auch schon.

Exreteme Hängematting

Es gibt ja Weltmeisterschaften im Pfahlsitzen. Ob es eine Weltmeisterschaft im Hängemattenliegen gibt weiß ich nicht. Was ich aber weiß, die Brasilianer hätten neben Fußball eine weitere Sportart, bei der sie weltweit die Besten wären. Auch ich habe mich nicht schlecht geschlagen. Auch der Nachwuchs wird früh auf diesen Wettkampf trainiert. Es gibt folgende Tücken. Man kann die Hängematte ganz falsch aufhängen. Zu hoch, zu tief, zu dicht am Nebenmann, mit zuviel durchhang, zu straff und so weiter. Beim Aufhängen geht es also schon los.

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Der Wettkampf kann beginnen.

Dann geht es jedoch weiter. Man muss richtig drin liegen. Vor allem beim schlafen kann man vieles falsch machen und wird am nöchsten Morgen mit schmerzenden Knien, Rückenschmerzen, eingeschlafenenen Gliedmaßen und sonst noch was bestraft. Gelegentlicher Positionswechsel zur richtigen Zeit ist der Schlüssel zum Erfolg eines Sportlers in dieser Disziplin. Körperliche Verfassung hingegen ist im allgemeinen zu vernachlässigen, auch wenn es sich um eine Ausdauersportart handelt, die kein Marathonläufer durchhalten würde.

Das schöne an dieser Sportart. Jeder kann einsteigen. Ob jung oder alt, männlich oder weiblich. Spielt alles keine Rolle.

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Hier der Nachwuchs. Ich würde sagen D Jugend.

Die Strategien sind Vielfälltig. Ich setzte auf ausreichend Lesestoff. Einige versuchen es mit Flirten, einige Wenige setzen auf Alkohol. Im Allgemeinen ist Alkohol in dieser sportlichen Disziplin jedoch verpönt. Andere wiederum wollen ihre Nachbarn durch mangenlnde Körperhygiene in die Knie zwingen, dann gibt es noch die Familiensportler bzw. die Teamspieler. Das sind überwiegend junge Mütter mit Kindern, die ihren Nachwuchs früh auf diesen Sport traninieren wollen. Diese Strategie hat es in sich. Denn einerseits, wird der Nachwuchs gesichert. Aber es ist auch unglaublich wie Kinder andere zum aufgeben bringen können. Denn spätestens am dritten Tag sind die ersten Kinder vom warten völlig kirre und fangen an herum zu schreien. Der Bewegungsmangel führt bei Kindenr auch irgendwann dazu, dass sie jeden Quadratmeter des Bootes für Subsportarten nutzen. Z.B. Verstecken spielen unter den Hängematten (ständig wird man von Kinderköpfen angerempelt), Fangen spielen auf dem Oberdeck (lautes gepolter), oder einfach nur schaukeln (und damit ständig den ernsthaften Sportler anrempeln). Hierdurch versuchen die Mütter den Rest der Athleten mürbe zu machen. Ich schütze mich soweit es geht mit Ohrenschutz und Ignoranz. Die Mütter bleiben weitestgehend gelassen. Liegen oben ohne in ihren Hängematten, gucken Fernsehn und stillen ihre Jüngsten.

Das erstaunliche! Einen Gewinner gibt es nicht. Es handelt sich vielmehr um ein kollektives Gefühl gemeinsam diese Strapazen bestanden zu haben. Man macht sich gegenseitig das Leben schwer und kommt sich näher. Ein Sport der Toleranz fördert oder fordert.

Auch ich halte mich wacker, ohne Rückenschmerzen und ohne weitere nennenswerter Schmerzen komme ich die sieben Tage über die Runden.

Routine an Board

Das ist der eigentliche Gegner – Langeweile. Viel machen kann man nicht. Es gibt dreimal täglich essen:

Frühstück zwischen 6:00 und 7:00 Uhr, Brötchen nur mit Butter dazu gesüßter Kaffe wahlweise mit Milch.

Mittagessen zwischen 11:00 und 12:00 Uhr, fällt meist üppig aus. Nudeln, Reis, dazu meist Hähnchen und Bohnen. Manchmal gibt’s auch Salat.

Abendessen zwischen 17:00 und 18:00 Uhr. Ähnlich wie Mittagessen.

Zum Essen wird man per Horrorklingel gerufen. Ich schlafe nahe an der Kantine, was jeden Morgen ein schreckliches Wecken ist.

Dann gibt es noch einen Fernsehn. Hier läuft: Fußball und andere Sportsendungen (Damenbeachvolleyball ist sehr empfehlenswert und das brasilianische Team scheint nicht schlecht zu sein, nur die Bekleidung fällt was üppig aus), dann gibts noch Kinderprogramm und aktuelles. Zum Beispiel Karnevalssendungen, hier werden überwiegend einzelne Funkenmariechen vorgestellt, die hier sehr spärlich bekleidet tanzen. Meist als Vogel verkleidet. Sie heben auch nicht das Bein wie bei uns, sondern wackeln mit den Hintern, was wichtig zu sein scheint, denn die Kamera zeigt den Hintern der Tänzerin gerne in Großaufnahme. Büttenreden sind im brasilianischen Karneval scheinbar unüblich, aber es gibt auch Karnevalsmusik, die vorgestellt wird. Wegen des Lärms an Board bekomme ich davon nicht viel mit.

Dann bekomme ich noch mit, dass Flamengo, derzeit das erfolgreichste brasilianische Fußballteam ist. Zumindest gewinnen sie irgendeinen Pokal. Ronaldinho ist der Star des Teams. Ab und zu werden auch Spielfilme gezeigt. Das Vorabendprogramm wird stark durch Telenovelas geprägt. Ab und zu kommen die Simpsons.

Das wars dann auch schon!

Eigentlich sieht mein Tagesablauf wie folgt aus:

Aufstehen, Pippi machen, essen, Verdauungsnickerchen (nachdem Frühstück), mal kurz aufs Oberdeck gehen, wieder in die Hängematte, lesen, zwischendurch mal ein Nickerchen machen, immer wieder mal die Position wechseln, aufstehen, Pippi machen, Mittagessen usw.

Kontakt mit den Einheimischen

Wer so dicht wie ich mit den Einheimischen abhängt, kommt früher oder später in engen Kontakt mit ihnen. Vor allem körperlich, denn sprachlich bin ich ein Alien. Ich spreche deutsch, englisch und ein bisschen spanisch, der Brasilianer portugiesisch. Aber dennoch! Die erste Nacht hat es in sich. meine Hängematte befindet sich eingequetscht zwischen einer älteren Dame, welche mit ihren zwei Enkeln in einer Hängematte lebt und somit die eingeschätze Breite weit überschreitet, auf der anderen Seite ein Hängemattenquerrlieger. Auch er überschreitet seine Grenze. Ich liege in Form einer Schlange in meiner Matte. Die ältere Dame sucht sich am nächsten Tag einen anderen Platz, der Querrlieger gibt auf und verlässt das Boot. Ich bin im Vorteil und positioniere meine Hänematte um. Links neben mir ein junges Mädchen, deren Attraktivität im Laufe des Wettbewerbs stetig zunimmt. Rechts neben mir einer der es mit der Stinkerstrategie versucht. Er verlässt nach zwei Tagen das Boot. Mit der jungen Dame schließe ich Freundschaft. Ich biete ihr regelmäßig Rum an und morgens bringe ich ihr liebevoll Kaffee an die Hängematte. Das zieht. Auch ohne Sprache sind wir uns sympathisch und sie gewährt mir immer näher zu rücken, da rechts immer ein Stinker hinzukommt, die ich aber alle nach kurzer Zeit aussteche. Die junge Dame habe ich nach 4 Tagen ausgestochen, vielleicht auch besser so, denn trotz verzerrtem Gesichts und Schwabbelbauch war ihr Sexappeal aufgrund der Langeweile zum Ende hin einfach kaum noch auszuhalten. Brasilien ist schließlich das katholischste aller Länder nach dem Vatikan. Da muss man sich anpassen. Dann kommt eine andere Dame ins Rennen, sie füttert ihren Sohn und mich mit Keksen. Rum lehnt sie ab. Zum Kaffee anbieten ist sie zu früh auf den Beinen. Dann gibt es noch diverse Kinder die von meinem Bart fasziniert sind. Im großen und ganzen gehe ich aber sehr auf Distanz. Denn ich habe ja mein Buch.

Das Buch

Salman Rushdie kennt man ja. Nicht unbedingt, weil man mal was von ihm gelesen hat, sondern, weil er in irgendeinem Nebensatz den Islam beleidigt haben soll und Chomenie ihn deswegen hingerichtet sehen wollte. Woraufhin Salman die Biege gemacht hat und sich versteckt hält wie Osama Bin Laden. Der Titel des Buches: „der Boden unter ihren Füßen“

Bei dem Buch handelt es sich um eine Liebesgeschichte. Erzählt wird das Buch aus der Perspektive eines Beobachters, der Fotograf ist. Die Hauptprotagonisten sind jedoch Vina und Ormus die sich verlieben. Beide sind talentierte Musiker. Er in Indien geboren, bei der Geburt stirbt sein Zwillingsbruder und spuckt in seinem Kopf herum, singt ihm Lieder der 60er Jahre vor die noch nicht veröffentlich wurden. Vina hingegen ist in den USA geboren, als Tochter eines indischen Einwanderes und wird Zeugin, wie ihre Mutter ihre Familie, die Ziegen des Stiefvaters und anschließend sich selbst umbringt. Darauf hat sie einen Dachschaden und gilt als schwer erziehbar, wird schließlich zur Familie nach Indien zurück geschickt. Die beiden verlieben sich, gründen später die erfolgreichste Band überhaupt usw.

Ziemlich unterhaltsam geschrieben, mit viel Humor, zum Teil sehr abgedreht. Es gibt viele Einblicke in die Ideologie der Hippiezeit und viele Einblicke in die indische Kultur. Insgesamt ein recht lesenwertes Buch. Aber auch sehr anspruchsvoll und setzt vieles vorraus. Am Ende der gesamten Amazonastour ist das Buch dann durch.

Iquitos, wie ich dorthin kam und Zeitprobleme

Ursprünglich hatte ich ja vor, mit dem Boot bis nach Coca/Ecuador zu fahren. Doch diese Fahrt hätte länger gedauert und die Weiterreise wäre in jedem Hafen mit längerer Wartezeit einhergegangen. Daher habe ich mich für die schnellere Variante entschieden. Außerdem war ich plötzlich der Meinung, dass sich Ecuador nicht unbedingt lohnt, da mir ja doch die Zeit davon läuft. Also möchte ich lieber schnell vorankommen und mehr Zeit in Peru verbringen.

Aber erstmal ging es nach Tabatinga. Tabatinga ist noch Brasilien und irgendwie doch nicht. Tanabinga befindet sich an einem Dreiländer Eck bestehend aus Brasilien (Tabatinga), Kolumbien (Leticia) und Peru (Santa Rosa)mitten im Dschungel.

Ich war nur eine Nacht in Tabatinga um die Weiterfahrt zu organisieren. Santa Rosa/Peru liegt auf der anderen Seite des Flusses, Leticia/Kolumbien grenz nahtlos an Tabatinga/Brasilien an. Dummerweise sind die Geldwechselmöglichkeiten in Tabatinga sehr bescheiden. Ich habe noch kolumbianische Pesos, welche ich gern umgetauscht hätte. Wird aber nichts draus. Ich zahle das Bootsticket mit Pesos und bin schonmal einen guten Betrag los. Den Rest verpulver ich, was garnicht so leicht ist, weil in Tabatinga nicht viel zu machen ist.

Ich habe mich für die Weiterreise mit einem älteren Franzosen zusammengetan. Wir teilen uns ein Doppelzimmer. Es klappt zwischen uns, harmoniert jedoch nicht. Eine kurze Zweckgemeinschaft. Abends schaue ich nochmal auf das Bootsticket für die Weiterfahrt nach Iquitos. Ich habe mich für die Variante mit dem Speedboot entschieden. Was anderes war heute nicht zu organisieren. Laut Aussage unseres Ticketbeschaffers soll es um 4 Uhr losgehen. Aber um 3 Uhr ist einchecken, denn es muss ja noch der Einreisestempel für Peru abgeholt werden. 3 Uhr morgens wohl gemerkt. Der Franzose fragt ob wir morgen die Zeit umstellen müssen. Er schaut im Reiseführer nach, kommt zu dem Entschluss, nein, gleiche Zeitzone. Ich checke die Zeitumstellung auf meinem Handy und komme zu einem anderen Entschluss, nämlich, dass es einen Unterschied von einer Stunde gibt, meine Erklärng, wir sind 7 Tage Richtung Westen gefahren und haben daher wohl eine Zeitzone durchfahren ohne dies zu bemerken. Und das stimmt dann letzlich auch. Der Franzose erkundigt sich nochmal beim Hotel und ich habe recht. Sowas könnte an einem drei Ländereck ein Problem sein. Denn wann fährt jetzt das Boot. Aber hier wird die Zeit einheitlich gemessen und wir haben es noch rechtzeitig bemerkt.

Also, 2:45 Uhr ist dann aufstehen angesagt. Dann zum Boot und 11 Stunden im Speedboot nach Iquitos.

Was jetzt ansteht ist nichts als reine Reiseroutine. Ankommen, Hotel suchen, Geld organisieren und sich orientieren. Alles wird ordentlich abgearbeitet. Mit dem Franzosen schaue ich mir eine Unterkunft an, das einzige was hier jedoch stimmt ist der Preis, alles andere ist versifft, es gibt keine Möglichkeit seine Sachen sicher zu verstauen, also weg hier. Der Franzose bleibt. Der Mototaxifahrer empfiehlt mir eie andere Unterkunft. Also lasse ich mich mal drauf ein. Diese Unterkunft sagt mir schon eher zu. Ist zwar doppelt so teuer. Aber fünf Euro für ein Einzelzimmer sind zu verkraften. Nicht top, aber Okay.

Geld hole ich dann unproblematisch am Geldautomaten. Super, in Peru scheint es keine Probleme mit der Geldbeschaffung zu geben.

Erster Eindruck. Die Stadt ist chaotisch. Autos gibt es wenige, dafür Tuk Tuks die fahren, sobald die Ampel grün ist. Unabhängig davon ob noch jemand auf der Straße steht oder nicht. Es gibt einige in die Jahre gekommene Jugendstilhäuser und viel Restaurants. Also optimal zum aufhalten.

Erster Eindruck bebildert:

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Europäischer Jugenstil trifft auf,

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Klassische Anazonas Indianerbauweise.

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Dieses Gebäude nennt sich Casa de Hierro und besteht nur aus Stahl. Konstruiert von Eifel (dem Kostrukteur des Eifelturms). Weltklassearchitektur die keiner will. In einem berühmten Haus in bester Lage sind Räume zu vermieten.

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Auf der Suche nach dem El Dorado bin ich ne ganze Ecke weiter gekommen. Vom Stadtteil Belen fährt ein Bus direkt ins El Dorado.

03.03.2011 Iquitos Tag 2 – Schamanismus, Aphrodisiaka und Teresa

Heute gehe ich erstmal gemütlich frühstücken. Dann steht mal wieder ein Marktbesuch auf dem Programm. Es gibt hier schwimmende Märkte, die stehen aber heute noch nicht auf dem Programm. Heute gehe ich erstmal zum Markt im Stadtteil Belen. Nicht schlecht sage ich euch. Jeder Markt den ich bislang besucht habe ist Firlefanz. Man kann hier alle bekannten und unbekannten Früchte kaufen. Natürlich auch Gemüse und Klamotten gibt es auch. Das macht den Markt aber nicht zu dem was er ist. Interesannt wird es bei den Fisch- und Fleischständen. Natürlich gibt es hier alle möglichen Fische. Ungekühlt und dennoch frisch. Ja, sie liegen mit dem Tod ringend auf den Verkaufstischen und werden ausgenommen oder auch nicht. Natürlich kann man auch Hähnchenkaufen, muss man aber nicht. Kennt man ja schon. Wie wäre es mit Abwechslung. Z.B. Aligatorfleisch oder Schildkrötenfleisch oder Tiere, die man nichtmal aus dem Dschungelbuch kennt, die aber wahrscheinlich allesamt im Washingtoner Artenschutz erwähnt werden. Hier wird das gesamt Wildleben des Amazonas präsentiert.

Kostprobe gefällig:

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Keine Ahnung was das ist. Ein Schwein jedenfalls nicht. Die Füße sehen anders aus.

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Schildkröte mal ohne Panzer.

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Diese Fische zappeln noch.

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Diese Dame hat ihre Fische schon erledigt und ruht sich erstmal aus. Der Rogen wird mit Darm unmantelt und mitverkauft.

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Gewöhnlicher Fischstand ohne Besonderheiten. Mir hat die Zeichnung des Fischs ganz hinten gefallen.

Nun gibt es aber außer Essen noch andere Grundbedürfnisse die befriedigt werden können. Auch hierfür gibt es diverse Stände. In einer Ecke werde ich fündig. Märktstände mit Hölzern, Flaschen, Kräutern, Pulvern und vielem mehr. Ein junger Mann erkennt mein Interesse und verwickelt mich in ein Verkaufsgespräch. Er erklärt was er im Angebot hat. Diverse Medizin, natürliches Repelent, diverse Flaschen mit geheimnisvollen Inhalten. Er cremt mich mit Repelent ein, eines klebt wie Honig auf der Haut. Danke, was zum abwischen hat er natürlich nicht. Dann versucht er mir Kräutertinktur auf zu schwatzen und meint es handele sich um ein Aphrodisiaka und nötigt mich einen Schnappsglas zu trinken. Was ich tue! Natürlich hat er auch Potenzmittelchen im Angebot. Ich prahle damit rum, dass ich dies (noch) nicht brauche. Ohne etwas zu kaufen verabschiede ich mich.

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Liebeskummer, Haarausfall oder keine Lust mehr auf Moskitos. Hier gibt’s für alles eine Lösung.

Dann finde ich noch einen Schmanenstand der sein Sortiment streng nach der Liste der Liste aus Washington auslegt hat. Jaguarfelle, Aligatorenzähne und noch vieles mehr kann man hier käuflich erwerben. Ich kaufe nichts. Mache ein Foto, was nicht gern gesehen wird. Aber es passiert mir nichts. Nur ein freundlicher Hinweis, dass ich meine Kamera nicht benutzen sollte, hier würde viel gestohlen.

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Traumfänger, Jaguarfell, Voodoopüppchen. Hier ist man richtig. Fotos unerwünscht. Ich fühle mich jedoch der Aufklärung und Euch, meinen Lesern verpflichtet.

Nachdem meine Kamera nicht geklaut wurde, ich von dem Aphrodisiaka einen heftigen Durst bekomme gehe ich erstmal zurück in andere Zentrum, da wo sich die Touristen wimmeln und suche mir ein Café um einen Fruchtsaft ohne jegliche Zusätze zu bestellen. Sofort gesellt sich eine ca. 60 jährige Hippiedame zu mir und quatscht mich voll. Alle Gäste um mich herum, werden von fliegenden Händlern bearbeitet und ich muss sagen, die Händler machen ihren Job gut. An den amerikanischen Mädels neben mir machen sie ein bomben Geschäft. Nicht nur ein Händler, nein, drei, vier, wenn nicht fünf sind an vier jungen Damen zu Gange, die sich alles aufschwatzen lassen. Ich habe die Körperhaltung eingenommen die besagt: Ich kaufe nichts!

Bis zu einem gewissen Zeitpunkt klappt das auch. Plötzlich hauen die Mädels mit vollen Taschen ab, es fängt an zu regnen und Teresa, eine Straßenhändlerin gesellt sich zu mir. Will mir Schmuck verkaufen. Sie betont, dass alles rein natürliche Produkte sein. Irgendwelche Hölzer mit magischer Wirkung, diverse Edelsteine die Kräfte verleihen, Schmuck aus Schildkrötenpanzern, Schmuck aus Krokodilzähnen und und und. Natürlich alles mit magischer Wirkung. Ich habe eine Weile verdrängt, dass ich ein Aphrodisiaka getrunken habe und habe auch keine Ahnung auf welche Ahnung sich dies auswirken wird und ob überhaupt. Irgendwann schnallt Teresa, dass ich kaufresistent bin. Sie lässt mich jedoch nicht in Ruhe. Ganz im Gegenteil. Ich werde ausgefragt. In welchem Hotel, wo ich herkomme, wann mein Geburtstag ist. Sie stellt fest, dass wir beide Löwe vom Sternzeichen sind und das gut harmonieren würde. Sie bietet mir an, mich mit einem Schamanen bekannt zu machen, der würde mir ein Getränk aus einen Stück Holz zubereiten, aus diesem Material hätte sie auch Schmuck im Angebot, dann könne ich in die Zukunft blicken. Zum Beispiel wo mich meine Reise noch hinführen würde, ob ich gute oder schlechte Erfahrungen machen werde, wann ich die Frau meines Lebens finden würde usw. Ich lehne ab mit der Begründung, dass ich Überraschungen liebe. Teresa lässt nicht locker. Sie will mir ihre Emailadresse geben und besteht darauf, dass ich sie an ihrem Geburtstag anrufe, denn die Handynummer erhalte ich auch. Sie will meine Emailadresse habe. Ich gebe sie ihr (denn es gibt ja Spamfilter). Dann will sie ein Getränk spendiert haben, dann ein Mittagessen. Ich drücke mich davor, gebe ihr aber 2 Soles, damit sie sich was zu trinken kaufen kann. Zum Abschied wischt sie mir mit dem Zettel auf dem ich ihr meine Emailadresse und mein Geburtsdatum notiert habe den Schweiß von der Stirn und bindet mir ein Freundschaftbändchen um den Arm. Ein bisschen fühle ich mich wie Wolfgang Petri. Immerhin sie haut ab. Wahrscheinlich reichen die 2 Soles für den billigsten Schamanen, der mich für immer und ewig an Teresa binden wird. Wahrscheinlich brauchte sie dafür auch mein Geburtsdatum, meinen Schweiß und meine Emailadresse und auch das Bändchen wird seinen Teil dazu beitragen.

Das Aphrodisiaka scheint also zu funktionieren. Nun hoffe ich, dass der Rest des Zaubers nicht aufgeht. Wäre schade, wenn sich mein unbeschwertes und heiss geliebtes Junggesellenleben auf diese Art im Nichts auflösen würde.

Nachmittags streife ich noch ein wenig durch die Stadt. Mich quält die Frage ob ich noch in Iquitos bleiben soll, dann wohl das ganze Wochenende, oder ob ich weiterfahren soll. Wochenende in Iquitos könnte gut sein. Ich spidle auch kurz mit dem Gedanken von hier aus eine Dschungeltour zu unternehmen. Allerdings ist mir so garnicht nach Dschungel. Mir ist irgendwie nach bleiben, aber auch irgendwie zum weiterziehen zu Mute. Ich überlege und überlege, komme jedoch nicht so wirklich zu einem Entschluss. Irgedwie hat Iquitos etwas einzigartiges. Auch das Nachtleben scheint einen besonderen Reiz zu haben. Übersichtlich und doch irgendwie chaotisch und befremdlich. Iquitos ist ein Sumpf, der von diversen Naturdrogen, Schamanismus und einer befremdlichen Exotik die nicht bedrohlich wirkt. Spricht eigentlich für bleiben. Aber irgendwas geht mir hier auch auf den Nerv. Ich habe (vielleicht wird man von dem Aphrodisiaka ja paranoid) das Gefühl hier ständig von zwei Personen beobachtet zu werden. Der Mototaxifahrer, der mich ins Hotel gebracht hat, taucht an jeder Straßenecke auf und hat permanent ein neues Angebot für mich parat. Ob Drogen, Tourangebote oder Chicas. Er hat immer was zu verkaufen. Dann wiederum ist da ein Touranbieter, der mich gleich im Hotel abgefangen hat. Ich muss bestimmte Ecken umgehen um ihn nicht über den Weg zu laufen. Nicht ganz so agressiv wie der Mototaxifahrer, der den Schlüssel zur Hölle in der Hand hält, aber auch nervig versucht er mir ständig Touren zu verkaufen, die ich nicht will. Überhaupt wird man hier wieder an jeder Ecke in Gespräche verwickelt, die sich ums Verkaufen drehen. Das nervt mächtig. Ich will einfach selbstständig durch die Gegend laufen und meine Freiheit genießen und nicht irgendwas aufgeschwätzt bekommen.

Da ich mich nicht entscheiden kann, bediene ich mich eines alten Tricks. Ich werfe eine Münze. Kopf für bleiben, Zahl für weiterziehen. Die Münze fällt und sagt mir, weiterziehen. Ich bin erleichtert!

Mir wird durch meine Unentschlossenheit auch klar, dass ich mit dem Reisen langsam an meine Grenzen komme. Ständig neue Städte, neue Leute, neue Situationen die man meistern muss. Das ist definitiv anstrengend. Ich habe auch langsam immer mehr Schwierigkeiten mit anderen Leuten mal über einen längeren Zeitraum in Kontakt zu bleiben. Eigentlich bin ich immer weniger offen für andere Personen. Seit Kolumbien habe ich eigentlich auch nur noch dauerhaften Kontakt mit Deutschen gehabt. Das ist ja auch nicht so ganz Sinn und Zweck der Sache. Aber auch das ewige Kennenlernen, mit den ewig gleichen Phrasen: Hey where are you from, how long are you travelling, whats your favorite Place, whats your plans. Diese Fragen nerven langsam. Zumals ich meist nur Leute um mich herum habe, die meiner bisherigen Reise ohnehin nicht das Wasser reichen können und somit wird man ständig interviewt. Vielleicht klingt das auf den einen oder anderen etwas arrogant und ist es sicherlich auch. Aber das ist die Folge aus einer ewigen Bewunderung. Auch das nervt.

Ich hoffe bald mal wieder jemanden wie Itamar, Susi oder Frank zu treffen. Da hat es funktioniert. Das waren gleichwertige Reisebekanntschaften.

04.03.2011 Amazonastour Teil II

Heute geht’s dann also per Schiff weiter nach Yurimagos. Aber die Schiffe verlassen erst gegen Abend Iquitos. Also muss ich noch ein wenig die Zeit nutzen oder totschlagen. Je nachdem! Heute macht der Regenwald seinem Namen alle Ehre. Das es gelegentlich wie aus Kübeln schüttet, daran habe ich mich gewöhnt, aber heute ist es grau und der Typ aus der Pension meint, es würde wohl den ganzen Tag regnen. Ich muss aber in jedem Fall nochmal losziehen um mich mit frischem Obst zu versorgen. Denn alles was ich bisher von den peruanischen Schiffen gehört habe klingt nach fiesem Essen. Wahrscheinlich nur Reis und ich denke zurück an die Verpflegung auf dem Boot zwischen Panama und Kolumbien. Ich mache mich als auf in den Stadtteil Belen um auf dem Markt einzukaufen. Es ist eine ordentliche Strecke. Aber ich habe Glück und erwische einen relativ trockenen Zeitpunkt. Anschließend hebe ich nochmal Geld ab, das dürfte für die nächsten Wochen reichen. Peru kan unglaublich günstig sein. Einzelzimmer gibt es schon für 5 Euro, wenn nicht billiger.

Obst ist vorhanden, es ist immer noch genug Zeit, also gehe ich noch schnell ins Internetcafé. Als ich zurück ins Hotel komme, will ich auschecken. Extrem früh, denn ich will einen guten Platz erhaschen. Essen kann ich dann noch im Hafen denke ich mir. Doch, der Hotelmensch kann meinen 50 Solesschein nicht wechseln. Also nochmal zum wechseln losziehen. Keiner kann oder will wechseln, also gehe ich in ein Restaurant und esse dort zu Mittag. Hähnchen mit Pommes. Auch hier eine Spezialität. So bekomme ich dann noch etwas vernünftiges zu Mittag und habe einen 20 Soles Schein um mein Hotelzimmer zu bezahlen. Dann geht’s mit dem Tuk Tuk zum Hafen.

Im Hafen herrscht ein absolutes Chaos. Ich komme an, muss mich orientieren, gleichzeitig bieten sich massig Leute an, meinen Rucksack zu schleppen. In dem Chaos lehne ich einen solchen Service jedoch kategorisch ab. Nicht aus Geiz, sondern einerseits bin ich der Meinung, dass man bei solchen Aktionen mit seinem Gepäück selber zurecht kommen sollte und zweitens aus Sorge der Helfer könnte mit sämtlichen Hab und Gut im Gewimmel verschwinden. Also ist mal wieder Kampf angesagt. Ich boxe mich durch die Masse an Menschen zu den Schiffen hindurch, bin bemüht nich im durchweichten schlammigen Boden zu versinken und werde fündig. Ein Boot verlässt heute Iquitos in Richtung Yurimaus. Auf dem Schild steht einchecken um 17:30 Uhr, es ist aber erst 14:30 Uhr. Aber kein Problem. Das Schiff wird zwar noch mit Waren beladen. Aber kein Problem. Die Kasse ist bereits geöffnet und das Personal gibt mir Infos wo es auf dem Schiff am ruhigsten ist. Also hänge ich meine Hängematte auf, kette meinen Rucksack fest an einem Pfosten an und richte mich auf gemütliche Tage auf dem Schiff in der Hängematte ein.

Das Schiff trotze gegen alle Unkenrufe über peruanische Schiffe: Es macht einen sauberen und soligen Eindruck. Ein bisschen größer als mein Schiff in Brasilien. Duschen und Toilette sind jedoch weniger vorhanden, dafür mehr Leute und sowohl Dusche wie auch die Toilette sind in einer Kabine untergebracht. Es gibt auch eine Küche, also wird Essen ausgegeben, schonmal etwas. Zum Abend hin füllt sich das Schiff. Ich habe zwei Herren neben mir liegen, bedingt durch meine Größe werde ich von den kleinwüchsigen Peruanern ständig gebeten ihnen beim aufhängen der Hängematten behilflich zu sein. Mache ich gerne und mir damit gleich Freunde. Diesmal habe ich nur Kerle um mich herum. Neben mir einen etwas komischen und recht jungen Reisenden aus Neuseeland und einen älteren Peruaner. Dann werden nochmal alle Pasagiere überprüft. Alleinreisende Jugendlich müssen eine Genehmigung ihrer Eltern mit einem offiziellen Stempel vorlegen, Touristen nochmal ihre Reisepassnummer angeben. Anschließend erfolgt die Einweisung. Wir sollen sehen ob die Schwimmwesten passen und sollen immer mit diesen herumlaufen. Machen die Kinder sogar die ersten 10 Minuten. Dann relativ pünktlich geht’s um 20:00 Uhr im dunkeln endlich los.

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Gegen Abend im Hafen von Iquitos. Hier ist schon Feierabend. Dennoch ein unglaubliches Chaos. Die Schiffe werden in diesem Abschnitt des Hafens ausschließlich von Hand be- und entladen.

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Fliegende Händler versorgen die Passagiere mit allem was man braucht. Fressnäpfe, Hängematten und Füllung für die Fressnäpfe.

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Woanders entstehen neue Schiffe.

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Schiffe soweit das Auge reicht.

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Die Komandobrücke der Gilmer V. Sicherheit wird groß geschrieben.

05.03.2011 Amazonastour Tag 1

Diese Nacht habe ich mein Mosiktonetzt erstmalig benutzt. Ich hatte kurz vor einschlafen reichlich Flattervieh um mich herum. Liegt wohl daran, dass ich direkt unter dem Licht schlafe. Aber egal! Ich war zwar der Einzige mit Moskitonetz, aber ich wurde eher bewundert um dieses Netz als belächelt. Das Frühstück fällt scheisse aus. Kein Kaffee, stattdessen eine schleimige Brühe, bei deren Anblick mir schon schlecht wird, dazu belegte Brötchen mit einer ekelhaften Wurst. Also gibt es Banane und Papaya vom Markt. Die Strecke durch Peru ist viel schöner als die bisherige Strecke. Der Urwald ist dichter, der Fluss nicht so breit, so dass wir ständig in unmittelbarer Ufernähe sind und auch die Dörfer entlang des Flusses wirken ursprünglicher. Die Zwischenstops sind auch nicht so zeitintensiv wie in Brasilien, so dass wir eigentlich ständig unterwegs sind. Außerdem kommen regelmäßig fliegende Händler auf’s Schiff und versorgen uns mit allen möglichen Fresskram. Allerdings fast auschließlich Kinder, die eigentlich in den Kindergarten oder Schule gehören. Es scheint, als hätten sie den Höhepunkt ihrer beruflichen Karriere bereits erreicht. Den auch einige Omis, wie Erwachsene befinden sich auf dieser Karrierestufe.

Ganz anders als die handelnden Kindern ist Rosi. Eine junge Dame im Alter von 21 Jahren, die ich beim aufhängen ihrer Hängematten kennengelernt hat und meine hilfsbereitschaft auf der ganzen Bootsfahrt gnadenlos ausnutzt. Rosi ist sehr ergeizig. Sie studiert Wirtschaft, lernt eifrig englisch und deutsch und hat sich in den Kopf gesetzt Karriere im Bankenviertel von Frankfurt zu machen. Allerdings sehr naiv. Sie bittet mich ihre Hausaufgaben zu kontrollieren und löchert mich mit Fragen. Ihre kleinere ca. 7 jährige Schwester ist aus irgendeinem Grund begeistert von mir und kommt ständig mit irgendetwas an. Mit diesen beiden Damen amüsiere ich mich die meiste Zeit, während der Fahrt. Aber sie lassen mir auch genügend Zeit zum lesen. Ansonsten befinden sich noch einige Touristen an Bord. Die meisten jedoch ziemliche Jungstunde mit denen ich nichts anfangen kann, dann aber auch noch ein Holländer mit dem ich recht gut klar komme, Endlich mal wieder. Es gibt auch einige deutsche, aber aus irgendeinem Grund kann ich mit ihnen nichts anfangen.

Langweilig wird mir jedenfalls nicht.

Das Mittag- und das Abendessen fallen recht üppig und gut aus. Grundlage ist Reis, dazu gibt’s Hähnchen und eine gebratene Banane. Die Essensausgabe dauert jedoch stunden, da die Essensausgabe auch mit einer Kontrolle der Fahrkarte verbunden ist.

06.03.2011 Amazonastour Tag 2

Ich werde von Karla (Rosis Schwester) geweckt. Viel zu früh! Aber man hat ja genug Zeit Schlaf nachzuholen. Überhaupt ist Karla empört darüber, wie man soviel schlafen kann wie ich. Irgendwann kommt Rosi mit weiteren Vokabeln, die sie gerne wissen möchte. Zum Glück habe ich mein Slovo Ed auf dem Smartphone und kann dank Technik jede Frage beantworten. Sie ist auf A1 Niveau und hat das gleiche Buch, dass in den Integrationskursen benutzt wird. Sie will viel über Deutschland wissen. Heute bringe ich ihr die Bundeländer bei und versuche den Unterschied zwischen alten und neuen Bundesländern zu erklären.

Ansonsten passiert heute nichts spannendes.

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Das Unterdeck der Gilmert V. Ich schlafe oben, da hat man mehr Platz.

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Blick aufs Ufer. Viehcher gibt’s nicht zu sehen.

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Bananendampfer

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Dorf am Ufer, so habe ich mir das vorgestellt.

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Bananen sind hier ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

07.03.2011 Amazonastour Tag 3

Heute passiert wieder nichts besonderes. Ich lese viel, werde von meinen beiden Mädels unterhalten. Inzwischen ist auch die Oma der beiden auf mich aufmerksam geworden und beäugt mich kritisch, so als würde ich als künftiges Familienmitglied in Frage kommen, also habe ich drei Mädels an der Backe. Die Ausgabe des Mittagsessens verzögert sich. Was eine riesige Schlange zur Folge hat. Irgendwann ist mir das zu blöd, wir legen irgendwo an und sofort kommen fliegende Händler mit Mittagessen auf’s Boot gestürmt. Aus zwei Gründen entschließe ich mich zurück zur Hängematte zu gehen. Erstens traue ich diesen Händlern nur bedingt und will zu meinem Gepäck, außerdem will ich nicht ewig in dieser Schlange stehen. Somit gibt es heute Überraschungsessen. Ich kaufe zwei Päckchen Bananenblätter ohne zu wssen, was darin ist. Ich packe das erste aus. Gewürzter Reis (Portion für 0,25 Euro) und irgendwas das aussieht wie etwas, was ich noch nie gesehen habe, eine Art Brot aus kleinen Körnerchen (ich vermute Quiona, ein Inkagetreide) besteht, nach Fisch schmeckt und sehr schlazig ist. Aber lecker (Ebenfalls für 0,25 Euro). Ich bereue es nicht, die Schlange gemieden zu haben, vielleicht habe ich sie sogar unwissentlich verzerrt.

08.03.2011 Anazonastour Tag 4

Heute ist ankommen angesagt. Jetzt muss ich mir Gedanken darüber machen wo ich eigentlich hin will. Nach ein bisschen Recherche im Reiseführer entscheide ich mich gleich an die Küste zu fahren und zwar ziemlich in den Norden nach Chiclayo. Ankunft in Yurimagus von dort geht es weiter nach Tarpoto und hier sehe ich ein kleines Problem. Denn heute ist Rosenmontag und im Reiseführer steht, dass Tarapoto Karnevalshochburg ist. Es wird von ausgebuchten Hotels, überzogenen Preisen und Menschen die auf öffentlichen Plätzen schlafen berichtet. Von meinen drei Mädels erfahre ich dann aber, dass hier nicht der Rosenmontag gefeiert wird, sondern am Sonntag alles gelaufen ist. So trifft es dann auch ein.

Zur Weiterreise schließe ich mich mit dem Holländer zusammen. Er hat jedoch andere Pläne als ich. Ich habe vor so schnell wie möglich nach Chiclayo weiter zu reisen. Wenn möglich noch mit einem Nachtbus. Wir erhalten von den Reisenden ganz unterschiedliche Informationen über die anstehende Weiterreise. Aber erstmal runter vom Schiff. Auf dem Schiff kaufen wir uns jedoch schonmal die Bus Tickets. Er will langsam nach Ecuador.

Rosi kommt freudestrahlend auf mich zu und möchte meine Telefonnummer. Ich habe jedoch keine. Sie reagiert ein wenig schnippig, bleibt aber freundlich. Ich biete ihr meine Emailadresse an, sie will sie jedoch nicht. Ich versuche ihr zu erklären, warum ich ein Handy habe, aber keine Telefonnummer dazu. Sie glaubt mir nicht, dass ich damit Emails empfangen, aber nicht telefonieren kann. Aber immerhin, weiß sie ja, dass mein Telefon Wörter übersetzen kann. Sie will meine Emailadresse jedoch nicht haben. Also notiere ich sie auf einen Zettel und gebe sie ihr dann einfach. Daraufhin erhalte ich auch ihre und die Welt ist wieder in Ordnung. Sie verabschiedet mich mit allen Abschiedsformeln, die sie auf deutsch kennt und das sind nicht wenige.

Dann wird es wieder abenteuerlich. Wir kommen im Hafen an, gehen von Bord und werden gleich von Taxifahrern, Trägern und vielen anderen Gestalten in unserer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Es erfolgt der übliche Gang durch den Pulk. Eine Art aus Pogotanzen und freundlich bleiben. Fast schon automatisch spreche ich die Worte: No Grazias, Tengo una Bolleta regelmäßig aus. Nervig son Begrüßungskomitee. Auch meine Erfahrungen als Footballspieler kommen mir zu gute. Der Buss ist meine Endzone. Ich mache dne Touchdown.

Irgendwann sind wir dann am Bus. Uns wird mitgeteilt, dass wir nicht gleich weiter können, weil es Erdrutsche gab. Wir würden jetzt erstmal zum Busterminal fahren und müssten dort bis 15 Uhr warten und sehen wie sich die Situation entwickelt. Also bleibt Zeit zum Mittagessen, denn außer zwei Mangos habe ich noch nichts im Magen und es ist 13:30 Uhr. Ich bestelle etwas, von dem ich nicht weiß was es ist. Ich erfahre es auch nicht, aber es gibt auch nichts anderes, denn Schildkrötenschwanzfilet ist ausverkauft. Das wäre die Alternative gewesen. Vom Geschmack her könnte es Rind gewesen sein, aber die Knochen sahen anders aus. Für Meerschwein war es zu groß. Die gibt es hier, glaube ich, im ganzen am Spieß. Was auch immer es war, es war lecker, geschmorrt und wurde mit Reis serviert.

Dann geht es weiter. Wir werden während der Fahrt mit Videos „unterhalten“. Es gab ein Video mit klassischen Tänzen. Er tanzt um eine Frau herum, hält einen Hut, sie tanzt meist im Kreis und wedelt mit einem Handtuch. Es gibt viele Formationen, die auf mich allesamt gleich aussehen, dazu wird ständig die gleiche Musik gespielt die mir nach 2 Minuten auf den Keks geht. Das Video dauert ungefähr eine Stunde. Es folgt ein Video einer scheinbar sehr populären Sängerin, die in diesen Video ihr 30 jährigs Bühnenjubiläum feiert. Salsa, Samba was auch immer. Ich kanns nicht mehr hören. Dann kommt ein weiteres Musikvideo mit einfältiger Partymusik. Frauen tanzen um den Swimmingpool und bekommen literweise Wasser über den Kopf geschüttet. Nicht alle Darstellerinnen haben eine Bikinifigur. Die Stimmung im Bus steigt. Alle haben Spass wie reihenweise Leute in Swimmingpools geworfen werden. An der Musik stört sich keiner (außer mir).

Die Fahrt führt uns in die Anden. Die Hänge sind steil überall sehen wir die Folgen von Erdrutschen (hatte ich lange nichtmehr). Bis der Bus dann plötzlich stehen bleibt und garnichts mehr geht. Wir steigen aus und schauen und die Stelle an der die Schlammlawine heruntergekommen ist an. Die komplette Straße wurde verschüttet. Schweres Gerät kommt zum Einsatz um die Straße möglichst schnell wieder befahrbar zu machen. Ungefähr eine Stunde Zwischenstop.

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Hier geht dann nichts mehr. Sowas gabs auf dem Amazonas nicht.

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Es gibt zwar noch keinen Straßenbelag, sieht aber schon ganz gut aus was die Jungs da gmacht haben.

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Bodo mit dem Bagger. Der Held des Tages.

Irgendwann im dunkeln kommen wir dann in Tarapoto an. Von Karneval ist nichts mehr zu sehen. Heute geht kein Bus mehr nach Chiclayo. Allerdings morgen um 15:30 Uhr. Ich kaufe mir gleich ein Ticket. Gemeinsam fahren wir zum Hotel, ich beziehe mal wieder ein Einzelzimmer mit Nasszelle und TV für 25 Soles (6,20 Euro). Ich bin ganz froh über die Dusche und ein sauberes Bett bevor es weitergeht.

08.03.2011 Weiterreise nach Chiclayo

Mein Bus geht erst um 3:30 Uhr. Also schlafe ich so lange wie ich es im Bett aushalte. Seit ich unterwegs bin, schaffe ich es selten länger als bis 8:00 Uhr zu schlafen. Auf dem Boot bin ich meist schon vor 6 Uhr wach gewesen. Dafür gehe ich früh schlafen. Teilweise schon gegen 19:00, normalerweise gegen 21:00 Uhr wenn’s lang wird auch mal bis 23:00 Uhr. Eigentlich bewirkt das Reisen bei mir einen sehr soliden Lebensstil. Wer meint, ich würde von einer Party zr nächsten rennen irrt. Selbst mit dem Alkoholkonsum halte ich mich sehr zurück. Trifft natürlich nicht auf alle Reisenden zu. Aber ich schweife ab. Also was soll ich tun. Erstmal gehe ich natürlich frühstücken. Um 12:00 Uhr muss ich mein Zimmer räumen, darf aber noch im Hotel verweilen. Also organisiere ich meinen Rucksack um. Auch das ist eine nie enden wollende Aufgabe. Denn immer alles, für jede Situation möglich schnell griffbereit gepackt zu haben ohne dabei irgendwo im Chaos zu enden ist eine Kunst für sich. Ich habe noch fürs Schiff gepackt, jetzt muss ich wieder für den Bus packen. Das erfordert ganz andere Dinge im Tagesrucksack. Aber Busfahrten sind leicht zu bewältigen. Für die Nachtfahrt braucht man was warmes (wegen der Klimaanlage) und ein paar Dinge zum Überleben (Wasser, ein paar Snacks), ein vollgeladenenes Handy um Musik zu hören, vielleicht noch ein Buch und ich noch ein Brillenetui um die Brille sicher zu verstauen. Heute will ich im Bus mal diesen Beitrag überarbeiten, also auch noch das Laptop rein. Kamera ist auch nicht verkehrt. Ganz wichtig, den Reiseführer und eine leichte Decke. Insgesamt kommt da ganz schön was zusammen. Ich bin immer wieder überrascht, was bei guter Vorbereitung alles in meinen kleinen Rucksack passt. Ob für den Stadtspaziergang oder den sechs Tagestrek zur Ciudad Perdida. All das hat mein Tagesrucksack bisher mitgemacht.

Außerdem betreibe ich seit 2 Wochen mal wieder Bartpflege und stelle fest, dass ich eigentölich mal wieder zum Frisör gehen könnte. Heute hätte ich Zeit, aber ich will nicht mit Haarschnipseln zwischen Haut und Klamotten im Bus sitzen. Also noch abwarten. Die Zeit vertreibe ich mir dann in einem etwas bessern Café am Zentralplatz. Hier heissen sie Plaza de Armas, scheinbar überall. In Venezuela hießen sie Plaza Bolivar, überall und es gab dort sogar Bestimmungen was dort alles zu sein hat (Ein Platz, eine Kirche, ein Gerichtsgebäude, ein Verwaltungsgebäude und natürlich die Statue von Simon Bolivar). Ob es in Peru auch solche Vorschriften gibt, kann ich nicht sagen. Naja, das aber auch nur so nebenbei. In diesem Café jedenfalls hatte ich mal wieder eine Begegnung besonderer Art. Offensichtlich stehen in Peru bald Wahlen an und somit ist Wahlkampf. Im Café war jede Menge los. Dort standen viele Leute mit einheitlichem T-Shirt. Zunächst dachte ich mir nichts dabei. Vor dem Café stand ein Pickup einer Partei, mit Fotos des Presidenten und einer Frau, dazu noch riesige Lautsprecher, welche eigentlich nicht auffällig sind, da ständig Lautsprecherautos durch die Gegend fahren und die Städte beschallen. Dann noch ein paar Fahnen auf dem Auto. Erst auf dem zweiten Blick viel mir auf, weshalb hier so ein Rummel herrschte. Im Café ist Gloria Collenta (oder so ähnlich) anwesend. Woher ich den Namen weiß? Er stand auf dem Auto. Eine Kongressabgeordnete. Leicht zu erkennen an ihren Insignien. Eine Kette mit dicken rot/schwarze Perlen und eine Kette mit einem Krokodilzahn um den Hals gehängt, sie Abgeordnete für die Anden/Amazonas Region, da wirkt soein Krokodilzahn. Viel rumknutscherei, viel rumgeschleime und so weiter. Gloria vertritt die Linke. Sie schaut mich die Ganze Zeit an, da ich wohl wie ein besser gebildeter Bürger wirke. Als Tourist bin ich heute jedenfalls nicht gleich zu erkennen. Bin ja frisch rausgeputzt, trage Jeanshose und angemessenes Schuhwerk. Nicht wie die anderen Hippietoruristen die in der Ecke rumasen und mit Laptop ihre Facebook Kontakte pflegen. Es kommt mir jedenfalls so vor. Da ich Gloria weitestgehend ignoriere. Manche Leute können es nicht ertragen, wenn man sie mit Ignoranz straft. Ich schaue zwar ab und zu zwischen Auto und ihr hin und her und lächle arrogant über dieses Szenario. Gloria will gerade auf mich zu kommen, da habe ich Glück der Situation zu entkommen. Denn ein ärmlich aussehender Mensch, der schon die ganze Zeit auf der Straße wartet stürmt auf Gloria zu und klagt sein Leid, zeigt immer wieder auf seine verbundene Hand und unterstützt seine Agrumente mit Röntgenfotos, die wohl als Beweismaterial dinen sollen. Gloria zeigt sich großzügig, drückt dem verletzten Menschen ein bisschen Geld zu aber auch einen ganzen Packen Propagandamaterial. So schafft man Arbeitsplätze. Sie notiert sich allerdings auch einiges aber es kommt mir es so vor, dass Gloria eigentlich garkein wirkliches Interesse zeigt. Zum Glück auch nicht mehr an mir. Denn jetzt ignoriert sie mich und verschwindet ohne mir die Hand geschüttelt zu haben. Ich bin gekränkt durch soviel Ignoranz.

Dann nehme ich ein Taxi zum Bus. Mein holländischer Freund ist ohne sich zu verabschieden von mir geflüchtet Vielleicht ist er auch gleich ins Krankenhaus, denn er hatte Dengue und nach Genesung berichtet er erneut über Fieber. Der Bus ist luxuriös. Mit bequemen Sitzen usw. Es gibt jedoch einen großen Störfaktor im Bus und der heisst schreiendes Kind. Ja, ich bekenne mich hiermit als Kinderhasser. Die letzten Tage hatte ich einfach zu viele schreiende Blagen um mich herum. Es ist genau wie mit Salsa Musik. Kurz reigehört ist es erträglich (wenn gleich ach nicht angenehm), aber ununterbrochen damit beschallt zu werden nervt nicht nur, sondern entwickelt sich zum krankmachenden stressfaktor. Es sollte Busse mit Schalldichten Isolierkabinen für Kinder geben. Gleichzeitig sind schreiende Kinder auch wieder ein Beweis, dass die Evolutionstheorie der Kreationismustheorie überlegen ist. Denn schreiende Kinder machen keinen Sinn. Zwar erwecken Kinder damit die Aufmerksamkeit ihrer Mitmenschen, in vielen Fällen jedoch nicht die ihrer Eltern, denn diese entwickeln eine Resistenz gegen das ewige Gekreische. Dies trifft insbesondere auf das Geschreie zu, dass nach drastischen Erziehungsmaßnahmen erfolgt, zugegeben, eines der schlimmsten Kindergeschreie die ich bisher herausgearbeitet habe. Warum das ein Beweis für die Evolutionstheorie ist? Ganz einfach, das Geschrei ist nicht perfekt. Die Evolutionstheorie macht hingegen ein wenig mehr Sinn, insbesondere aber Hoffnung. War es in der dörflichen Gemeinde durchaus berechtigt, dass Kinder die Aufmerksamkeit aller für sich beanspruchen, macht es in der modernen Zeit, insbsondere im Bus, wenn die Kinder auf dem Schoß ihrer Eltern sitzen keinen Sinn. Vielleicht sterben die Schreihalse in der nächsten Generation aus und entwickeln andere Fähigkeiten, die Aufmerksamkeit ihrer Eltern und zwar ausschließlich ihrer Eltern zu erwecken. Lärm als krankmachender Umweltfaktor, wird von Umweltschützern im allgemeinen streng vernachlässigt. Was macht eigentlich Greenpeace wenn man sie mal braucht? Sie schippern auf dem Meer herum und entern Tanker oder Ölplattformen. Warum unternehmen sie nichts gegen den Lärm in Lateinamerika. Ich ärgere mich, dass ich Gloria nicht doch gesprochen habe. Das hätte ich ihr mal sagen können. Lärmverbot für Peru. Auch für Kinder.

Um 6:00 Uhr komme ich schlecht ausgeschlafen in Chicklayo an. Der Nachtbus war gut, aber Hängemattenboote sind besser.



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