05. bis 13.01.2011 Taganga und die Such nach der verlorenen Stadt

14 01 2011

So langsam komme ich mit dem schreiben nicht mehr so richtig nach. Daher kann es gut sein, dass sich auch die Daten meiner Reise leicht verschieben und die Ereignisse etwas durcheinander geraten. Daher lasse ich die Tagesangaben jetzt einfach mal weg.

Also zunächst kommen Susanne und ich nach längerer aber bequemer Fahrt gut in Taganga an. Taganga ist ein klassischer Touristenort der auch irgendwo an der Adria sein könnte. Nur halt in Kolumbien. Die Strände sind voll und auch nicht besonders schön, es gibt viele Restaurants und viele fliegende Händler.

Dummerweise ist Hochsaison, da in Kolumbien Weihnachtsferien sind. Also erstmal eine Unterkunft finden. Das erweist sich als schwierig. Beim vierten oder fünften Anlauf werden wir fündig. Man steckt uns mit drei Amerikanern in ein Familienzimmer. Wir haben einen Kühöschrank, einen Fernsehgerät, ein eigenes Bad, einen Ventilator und ganz gefährlich – eine gut funktionierende Klimaanlage. Klimaanlage und Amerikaner ist eine „coole“ Kombination. Zu unserem Glück haben die Amerikaner auch noch richtige Bettdecken. Ich bekomme ein einfaches Bettlaken und habe Angst mir eine Erkältung einzufangen. Mitten in der Nacht muss ich meinen drei Jahreszeitenschlafsack rausholen, der eigentlich erst irgendwo in den Anden zum Einsatz kommen sollte. Susanne ist am nächsten morgen völlig durchgefroren. Am nächsten Tag wird dies kurz ausdiskutiert. Als Antwort kommt: I Love A.C. und die Diskussion hat sich von Seite unserer Amerikanischen Mitbewohner erledigt.

Am zweiten Tag gehen Susanne und ich an den Strand. Toll finde ich den Strand nicht aber wir bleiben ein bisschen. Anschließend klappern wir ein paar Tourenanbieter ab und lassen uns die Tour zur Ciudad Perdida erklären. Bei einem Anbieter klingt alles recht vielversprechend. Wir können wählen zwischen 5 und 6 Tagen, müssen uns jedoch nicht vorher entscheiden, sondern können dies während der Tour machen. Der Plan sieht vor drei Tage hin und zwei oder drei Tage zurück. Als wir uns erkundigen klingt alles nach einem Spaziergang. Tagesetappen zwischen 3 und 5 Stunden.

Wir verlassen früh das Hotel und warten an der Agentur. Zu unserer Freude sind außer den beiden Führern nur deutschsprachige Teilnehmer in der Gruppe und die Gruppengröße mit sechs Personen ist Ideal. Wir stegen in unseren Landrover älteren Semesters und fahren etwas verspätet los. Die Fahrt zum Ausgangspunkt ist auf die letzten Kilometer tückisch, es gab einige Erdrutsche und die Straße ist nicht bis zum eigentlichen Ausgangspunkt passierbar. Das heisst, wir müssen mehr laufen. Die Fahrt ist bereits ein Abenteuer. Aber nur ein kleiner Vorgeschmack. Denn wir bleiben lediglich einmal stecken, dafür werden wir kräftig durchgeschüttelt.

Am Ausgangspunkt angekommen müssen wir erstmal zum Restaurant gehen, wo uns das Mittagessen serviert wird. Ein Spaziergang, so wie es erwartet hatte. Danach geht#s dann aber los. Direkt warten zwei Flussüberquerungen auf uns und kurz daraufhin sind wir nur noch von steilen schlammigen Hängen umgeben. Die Vegetation wird immer dichter und plötzlich sind wir im Dschungel. Am ersten Tag denke ich, ich pack es nicht. Ich schwitze wie eine Sau, trinke wie ein Wasserbüffel. Meine körperliche Verfassung ändert sich ruckartig nachdem uns eine Orange gereicht wird. Diese ist mir zu sauer und mein Körper streikt. Erst nachdem sich mein Magen von der Organe verabschiedet hat und sich der Kreislauf wieder stabilisiert kann ich weiter den steilen Anstieg auf matschigem Boden in Angriff nehmen. Oben angekommen reiche Jhonbanny unser Führer mir erstmal ein Stück Wassermelone. Diese ist sehr erfrischend. Da wir mehr laufen mussten, später abgefahren sind kommt das, was kommen muss. Die Sonne verschwindet am Firmament und es wird dunkel. Also Stirnlampen aufgesetzt und bei Funzellicht weiterlaufen. Wir kommen an einem Camp an, doch dies ist noch nicht unseres. Es geht weiter bergauf und es wird immer matschiger. Irgendwann komme wir im Camp an, ich bin völlig erschöpft. Dann gibt’s Abendessen. Mit sowas hatte ich definitiv nicht gerechnet. Was die Köche da mitten im Dschungel auf den Teller zaubern, Alle Achtung. Auch wenn die Haut vom Hähnchenschenkel nicht knusperig ist, es ist definitiv viel und es ist richtig lecker. Danach lege ich mich sofort in die Hängematte und versuche zu schlafen.

Die anderen sitzen noch was länger herum und prahlen mit ihren Himalayageschichten. Das ging mir schon während der Tour auf die Nerven und muss es nicht haben.

Am nächsten Tag geht es weiter. Ich komme in Form und kann gut bei den anderen mithalten. Eigentlich laufen wir den ganzen Tag. Die Stimmung ist gut, wir kommen alle gut miteinander aus.

Auch am dritten Tag ist laufen angesagt. Was soll ich groß schreiben wie es war. Hier die Bilder:

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Unsere Truppe: oben von links: Ich, Christian, Alberto, Doris und Jhonbanny. unten von links: Susanne, Bernhard und André)

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Unser Transportvehikel

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Und sein Reifenprofil. Wir sind trotzdem angekommen.

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Hier wird die Straße gerade wieder fahrbereit gemacht.

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Dieser Fahrer hat nicht auf den Baggereinsatz gewartet und hängt erstmal fest.

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Irgendwo daoben soll sie sein die verlorene Stadt. Mal sehen ob wir sie finden.

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Um dorthin zu kommen wo kein Esel mehr hinkommt müssen wir Gipfel bezwingen,

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Uns durchs Geäst kämpfen,

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reissende Bäche durchwatten,

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uns an diesen Dörfern vorbeischleichen,

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in denen die Kobiindianer wohnen und den ganzen Tag Kokablätter vor sich hin kauen,

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wir müssen mit wilden Tieren kämpfen,

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durch die grüne Hölle kämpfen,

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Bei diesem Bild dachte ich schon, mich hätte das zeitliche gesegnet.

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Aber ich bin nochmal entkommen. Aber schlecht ist es nicht im Paradies.

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Stairway to Heaven. Hätte ich aufm Baun solche Treppen gebaut, ich wäre entlassen worden. Gehilfe oder Solperfalle, das ist hier die Frage. Angeblich führen 1200 Stufen zur Ciudad Perdida.

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Die Stufen waren mir aber nicht ganz geheuer. So habe ich mich für die steilere Variante entschieden. Ohne Seil versteht sich.

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Oben angekommen begrüße ich erstmal mein Volk. Versehentlich habe ich mich auf den Häuptlingstron gesetzt. Jungs, wo bleibt meine Krone?

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Meine Soldaten. Da bei den anderen Zigarettennotstand ausgebrochen ist wurde folgender Deal ausgemacht.. Susanne gibt sich für eine Zigarette jedem der dreizig Soldaten hin, die hier drei Monate stationiert sind um die Ciudad Perdida für meine Ankunft vorzubereiten. Susanne hat aber rumgezickt.

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Und genieße die Sicht über die gefundene Stadt.

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Mein Volk ist auch schon da um mir zu huldigen, Soldaten bewachen ihren neuen Gott.

Es war schön die verlorene Stadt zu entdecken. Aber nach ein paar Stunden muss ich dann weiter. Als neuer Gott muss man sich rar machen. Außerdem habe ich noch andere Verpflichtungen.

Also folgt der Abstieg. In drei Tagen gehen wir zurück und sehen den Weg von der anderen Seite, was vorher Aufstieg war ist plötzlich Abstieg, also geht’s bergab mit mir. Gotterdämmerung!

Nach drei Tagen kommen wir dann wieder im Restaurant an, wo die Wanderung begonnen hat. Ich bin fit, viele andere Weggefährten jedoch nicht. Ein älterer Holländer aus eine anderen Gruppe hat sich die Füße wund gelaufen, andere hatten keine Wasserentkeimungstabletten dabei und wurden krank. Aber ich habs überlebt. Die letzten Kilometer solls im Geländewagenkonvoi schnell vorangehen. Geht’s aber nicht. Die anderen Autos vor uns bleiben stecken, es gibt zwei Platten und ein Auto ist überhitzt, andere bleiben stecken usw. was uns mit zwei Stunden Fahrt angekündigt wurde, dauert letzendlich fünf Stunden.

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Straßenverhältnisse sind das hier.

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Plattfuss! Wenig Helfer, viele Gaffer, sogar welche mit Kamera unglaublich.

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Wir wollen weiterfahrn, wir wollen weiterfahrn, wir wollen, wollen weiterfahrn.



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