21 bis 24.12.2010 Highlight, Weihnachten bei den Kuna Indianern

3 01 2011

21.12.2010

Heute verlasse ich die große Stadt. Früh morgens um 5 Uhr stehe ich auf und will das Hostel verlassen. Die Nacht zuvor war mal wieder die Hölle. Ich bin erkältet, habe aber nach wie vor kein Fieber. Die Zimmerbelegschaft hat mal wieder vollständig gewechselt. Wieder mal nur Mädels. Alles Zicken! Grauenvoll! Ich bitte darum die Ventilatoren ausgeschaltet zu lassen, da ich ja erkältet bin und im zugewisenen oberen Bett die volle Packung abbekomme. Ein Mädel nutzt die Gelgenheite, denn sie kann nur bei Licht schlafen. Ich denke mir nur: Oh Gott, dann gehe ich doch nicht in einen Schlafsaal. Aber egal, immerhin kein Ventilator. An Lärm und Ruhestörung habe ich mich längst gewöhnt. Irgendwie erhole ich mich, wenn auch keine Tiefschlafphase stattfindet. Irgendwie schaffe ich es sogar um 5 Uhr wach zu werden.

Als ich auschecken will, stell ich fest das die Rezeption nicht besetzt ist. Super klasse, denn ich bekomme eigentlich noch 5 US$ Schlüsselpfand zurück. Die fleissige Putzfrau deutet an, dass ich dies vergessen kann. Mir fällt dann aber noch etwas ein. Ich hatte ein Buch gefunden, dass eine gute Zusammenfassung über die Länder Lateinamerikas hat. Das nehme ich mir einfach mit. Gehörte eigentlich zum Bücherbestand des Hauses. Aber warum soll ich auf meinen Schlüsselpfand verzichten. Immerhin hatte ich es angekündigt.

Ich nehme mir ein Taxi zum Bahnhof und alles klappt stresslos. Das die Bahnfahrt zu einer der schönsten Zugstreckn der Welt gehört halte ich schlichtweg für übertrieben. Aber es ist eine schöne Zugfahrt und auch der Service stimmt. Es gibt gratis Biocafé soviel man will. Mit mir am Tisch sitzt ein älteres englisches Päarchen. Er sympathisch, sie hingegen nörgelt an allem herum. Sie will unbedingt Affen aus dem Zug betrachten und will Vögel sehen. Klappt aber nicht so wirklich. DIe Tiere wissen sich zu verstecken. Ich sehe dennoch einen Tukan und diverse kleinere Vögel. Die Landschaft ist wunderbar. Es geht an großen Seeen entlang des Kanals vorbei. Vom Kanal selber sieht man nicht besonders viel. Somit sind mir die Schleusen völlig entgangen. Ein bisschen Schade aber noch einen Tag länger in Panama City und ich wäre durchgedreht.

Heute werde ich berühmt. Zumindest vielleicht in China, denn ein chinesisches Filmteam dreht eine Doku über den Panamakanal und auch den Zug und ich werde interviewt. Man will wohl den einzigen Rucksackreisenden des Zuges interviewen, denn ansonsten sind nur ältere Kofferreisende an Board des Zuges. Ob das Material verwendet wird, werde ich wohl nie erfahren.

Der Zug braucht eine gute Stunde bis Colon, wo er endet. Colon gilt als eie der gefährlichsten Gegenden in Panama, dementsprechend vorsichtig bin ich. Aber kein Problem. Zwei Taxifahrer stürzen sich auf mich und wollen mich transportieren. EEin regelrechter Streit unter ihnen bricht aus. Ich tue mich noch mit zwei Mädels aus den USA zusammen und wir bekommen einen fairen Preis. 15 US$ nach Portobelo pro Person. Dafür nehme ich mir keinen Bus durch eine unsichere Stadt.

Dino unser Taxifahrer ist auf die gefährliche Fahrt vorberietet. Amanda fragt die ganze Zeit dämlichste Fragen, ob sie bei ihn auch sicher sei, ob man sie vergewaltigen würde und dann die Frage, was er tun würde, wenn wir überfallen werdenl Dino, der seinen Führerschein in New York geacht hat öffnet daraufhin das Handschuhfach und zieht eine Pistole heraus. Eine 45 mm Kanone und fuchtelt damit wild durch die Gegend. Er zeigt uns solz seinen Berechtigungsscheine. Ich denke nur, pack das blöde Ding weg. Amanda reagiert hysterisch und er packt das Ding dann weg. Sie stellt unentwegs die dümmsten Fragen an Dino, wieviele Kinder mit wievielen Frauen usw. Irgendwann bin ich dann mit fragen dran. Erst das Übliche, wie lange ich unterwegs sei, dann die Frage der Fragen, ob ich in dieser Zeit Sex gehabt hätte und und und. Während der Fahrt denke ich mir: Hey, Dino gib mir Deinen Colt, ich will einfach meine Ruhe.

In Portobello angekommen bin ich froh, endlich von den Weibern weg zu kommen. Nehme den nächsten Bus nach Mirrarmar und erwische in Mirrarmar gleich ein Boot, dass mich auf die Verwaltungsinseln der San Blas Inseln bringt. Sieht schonmal vielversprechend aus. Die Unterkünfte hier lassen jedoch sehr zu wünschen übrig. 50 US$ fürs Einzelhotelzimmer ohne Verpflegung, direkt neben der Landebahn. Ne, das ist zu teuer. Die andere Variante. Ein Bett im Dorm für 5 US$, kurz in den Dorm geschaut. Irgendwas fehlt hier, achja, die Betten. Es gibt einen Schlafsaal ohne Betten. Auf die Frag wo ich schlafen soll weist man auf ein paar Liegestühle, bitte nicht. Nicht nach dem letzten Hostel. Auf meinem Boot habe ich Susi wiedergetroffen. Susi hat einige weitere Leute aufgetrieben und diese haben sich auf irgendeiner anderen Insel eine Unterkunft vorbuchen lassen, wissen jedoch nicht genau worauf sie sich einlassen. Da die Info zu den San Blas Inseln sehr dürftig ausfallen und ich keine Ahnung habe, schließe ich mich den anderen an. Aber erstmal Einreiegebüren bezahlen.

San Blas ist ein Inselarchipel im Bundesstaat Kuna Yala. In dem die solzen Kuna Yala Indianer leben. Diese verwalten die Region autonom und laut einem Hostelbesitzer eine der wichtigsten Gruppierungen in Panama, sie haben wohl großen Einfluss auf die Regierung und lassen längst nicht jeden Mist mit sich machen. Laut Reiseführer handelt es sich um eine matriachische Gesellschaftsform. Was dadurch begründet wird, dass die Männer nach der Heirat in der Familie der Ehefrau leben. Die Frauen tragen Trachten.

Nach langer Fahrtzeit kommen wir dann endlich völlig durchnässt auf der Isla Objuja an. 30 US$ pro Nacht inklusive Vollverpflegung. Wer will, kann eine Einzelhütte haben. Schlicht und rustikal und ehrlich gesagt, im Paradies kanns nicht schöner sein. Ein perfekter Ort um Weihnachten zu verbringen. Einfach ein paar Tage die Seele baumeln lassen. Wir sind hier nur zu fünft (am ersten Tag). Also eine Insel ganz für uns alleine. Das Meer ist glasklar, die insel ist von Kokospalmen übersäht und um uns herum nur rauschenedes Meer. Man kann den Fischern bei der Arbeit zusehen, die hier in Einbaumkanus auf tradtionelles Weise sanft fichen gehen. Als erstes umrunde ich unsere Inseln, was ungefähr fünf Minuten dauert – wenn man sich viel Zeit lässt. um mal aufs Sanitärhäuschchen zu gehen muss ich von meinem Haus einmal über die Insel gehen. Einfach perfekt um hier Weihnachten zu verbringen, ganz in Ruhe ohne Tam Tam und ohne Stress. So mein erster Eindruck.

Glücklich schlummee ich ein, auch wenn der Wingd zwischen den Ritzen der Hütte hindurchpfeifft. Das Meeresrauschen sorgt für eingenehme Nachtruhe.

22.12.2010

Heute strahlt die Sonne. Ein Tag auf einer Insel wie er besser nicht sein könnte. Wir sind eine nette Truppe. Die Insel ist groß genug, dass wir uns aus dem Weg gehen können, aber so, dass wir auch immer zusammenfinden. Als die beiden Brasilianer duschen gehen ist man fasst schon besorgt, dass ihnen was pasiert ist, denn wir sehen sie nicht. Die anderen gammeln den ganzen Tag nur herum. Mir ist jedoch nach Erkundungstour.

Ich leihe mir eine Taucherbrille und einen Schorchel. Dann erkunde ich die Unterwasserwelt um die Insel herum. Es gelingt mir nicht ganz die Insel einmal zu umtauchen, weil es auf der einen Seite der Insel viel zu flach ist. Die Fische hier sind recht klein aber schön anzuschauen. In Sian Kaan war schnorcheln spekatulärer, aber hier hat es auch etwas. Ich genieße es jedenfalls.

Abends sitzen wir dann gemütlich zusammen. Drei der Fünf wollen morgen früh die Insel schon um 6 Uhr verlassen. Also werde ich mit Susi alleine hier sein. Susi und ich wollen beide weiter nach Kolumbien. Aber kein Segelboot vor Februar. Susi macht sich sorgen weil sie nicht genug Bargeld dabei hat. Sie will möglichst schnell weg. Allein auf dieser Insel macht auch keinen Spass. Aber Susi bleibt ja erstmal noch.

23.12.2010 Vorweihnachtstag

Morgens wache ich auf. Bis auf Susi sind alle bereits verschwunden. Susi und ich frühstücken gemeinsam und planen das weiter Vorankommen. Es gibt keine Segelboote vor dem 4 Januar. Aber es gibt ein Motorboot, dass uns in Grenznähe bringen kann, von dort aus wird es irgendwie weitergehen. Der Inselvorstehe ist hilfsbereit und telefoniert für uns herum. Kein direktes Segelboot, stattdessen angeheuerte Fischer die uns dorthin bringen. Irgendwie wird die Reise immer besser. Susi und ich kommen völlig vom Touristenstrom ab. Ich gehe mit der Situation relativ gelassen um. Susi ist etwas besorgter. Irgendwann steht das weitere vorankommen fest. Wir werden mit einem Schnellboot auf eine Insel in der Nähe der kolumbianischen Grenze gebracht und von dort wird es dann irgendwann und irgendwie weitergehen.

Wir entspannen den ganzen Tag. Heute ist es bewölkt, was aber auch ganz gut ist, denn ich habe die letzten Tage zuviel Sonne abbekommen.

Irgendwann kommt der Inselvorsteher an und lädt uns zur Weihnachtsfeier ein. Wir sind eingeladen in sein Haus auf einer anderen Insel zu kommen und mit den Indianern Weihanchten zu feiern. Das hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht zu träumen gewagt. Wir dürfen beim Inselvorsteher im Haus schlafen und werden das ganze Weihnachtsgeschehen mitbekommen. Inklusive Kirche und allen Drum und Dran. Ist das noch zu toppen? Ja sage ich Euch, denn ich sage unserem Inselvorsteher, dass wir jedoch keine saubere Kleidung haben. Auch kein Problem, denn es gibt wohl die passende Weinachtsbekleidung. Zumindest für mich, denn mir kommt die besondere Ehre zu teil den Weihnachtsman zu spielen. Somit bin ich auch komplett eigekleidet. Ich sage spontan zu, ohne zuwissen wozu eigentlich. Für die Familie oder gleich für die ganze Gemeinde, ich habe keine Ahnung wie große die Feier sein wird, ich spreche die Sprache nicht (hier wird kein Spanisch gesprochen, zumindest können die Kinder kein spanisch) und überhaupt aber es wird ein mordsspass.

24.12.2010 Heilig Abend

Weihnachten und fern der Heimat. Der Tag zeigt sich von der besten Seite. Kein Schnee weit und breit, dafür gibt es jedoch einen Bilderbuch Karibiktag. Unser Inselvorsteher füllt mich systematisch mit Alkohol ab. Erst mit Weihnachtsbier zum Frühstück, dann mit Whiskey. So angefangen geht’s weiter. Susanne und ich hängen gemütlich am Strand ab. Eine Truppe Tagesausflügler kommt von der Insel Carti und berichtet, dass der Weihnachtsmann schon Gesprächthema ist. Wir bekommen im Laufe des Tages auch die Info, dass ein Boot existiert, welches bereit ist uns nach Puerto Valdilla zu transportiern. Das ganze soll zei Tage dauern, von dort aus würde dann ein Boot nach Kolumbien gehen. Also alles super.

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I’m dreaming of a white chrismas. Warum eigentlich. Hier ist es auch schön.

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Beachvolleyball auf San Blas. Das Allstarteam. Kunafrauen und amerikanische Touristin kämpfen um den Weihnachtspokal.

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Das Spiel ist eröffnet. Wie es ausgeht erfahre ich nicht mehr. Denn …

Im Laufe des Tages werde ich immer nervöser, da mir eine wichtige Aufgabe bevorsteht. Der Weihnachtsmannjob. Irgendwann setzen wir nach Carti über. Eine Bedienstete ist inzwischen so angetrunken, dass sie beim Versuch ins Boot zu steigen erstmal baden geht. Die Stimmung ist super.

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Anlegen auf der Insel Carti. Das Boot welches ihr seht werde ich bald besser kennenlernen.

Auf der Insel Carti angekommen, werden uns erstmal die Zimmer zugewiesen. Ich lebe in einer typischen Kunahütte. Das heisst es gibt keinen richtigen Boden, die Hütte besteht aus einem Holzgerüst mit einem Dach aus Bananenblätten und die Außenwände bestehen aus Ästen. Im Raum steht ein schmuddeliges Bett welches für den Weihnachtsmann bestimmt ist. Mir wird mein Gewand gezeigt. Ich ziehe es an und muss warten. Ich habe drei Auftritte zu bewältigen. Erstmla Bonbons an die Kinder verteilen, immer Hoho sagen, jedem Kind nur ein Bonbon geben. Dann sollen noch weitere Runden folgen.

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Als Weihnachtsmann komme ich auch bei der Damenwelt gut an. Wir befinden uns in einem der wenigen Steinhäusern auf der Insel.

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Harter Kampf um die Sympathie des Weihnachtsmannes. Oder geht es doch nur um die Bonbons?

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Der Sack ist leer. Die Nachfrage war größer als das Angebot.

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Der Bart ist zwar noch nicht weiss, aber echt. Faszination nicht nur bei den Kindern.

Die erste Runde als Weihnachtsmann macht noch Spass, auch wenn die Viskosebekleidung nach ein paar Minuten triefend nass ist. Die gute Laune vergeht mir dann bei der zweiten Runde. Denn jetzt will mein Coach, dass ich den Gottesdienst stürme. Ne, mache ich nicht. Anschließend gibt es eine Prozession über die Insel. Die Gemeinde folgt. Maria und Josef klopfen an diversen Türen, ihnen wird jedoch nicht geöffnet. Auch hier soll ich voran schreiten. Bei der ersten Gelegenheit sorge ich jedoch dafür, dass Maria und Josef wieder vorne sind. Dann muss ich nochmal Bonbons werfen mich immer wieder tanzend zum Affen machen, mich wieder im Kuna Museum verstecken, hier was essen, da was essen, teilweise recht ekelige Reisgerichte. Aber ich will nicht jammern, ich hatte meinen Spass und die Kuna auch.

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Die Hauptstraße auf der Insel Carti.

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Sanitäranlage auf der Insel Carti. Donnerbalken ins Meer. Ich scheisse in die Karibik. Sehr geehrter Herr I. auch gegen meine Überzeugung. Auftrag erfüllt!

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Inselbesucher.

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Wenn bei Carti die rote Sonner im Meer aufgeht und die Fischer aufs Meer rausziehn. Die Kuna fischen auf traditionelle Art bei Tag. Hier werden Sardienen gefischt.

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Kein Segelboot nach Cartagena.

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Hier wohnt der Weihnachtsmann. Man nehme sich in acht. Das Idyll trügt, Kokospalmen bergen Gerfahr von oben.

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Die Insel habe ich an einem halben Tag umschnorchelt.

Die San Blas Inseln zu besuchen war nach dem schrecklichen Hostel in Panama City die beste Sache die ich machen konnte. So tolle Weihnachtstage hätte ich mir im Traum nicht zu wünschen gewagt. Manchmal kommt es besser als man denkt. Jetzt geht es mit Susanne per Versorgungsschiff weiter in Richtung Kolumbien.



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