18.12.2010
19 12 201018.12.2010 Ich bin ein Glückpilz.
Die Nacht war mal wieder die Hölle. Ich habe Ohrstöpsel benutzt wodurch der Lärm nicht ganz so laut war. Von Ruhe dennoch keine Rede. Darüber hinaus habe ich erstmalig in meinem Leben auf Schlafmittel zurückgegriffen. Nichts dramatisches, einfach ein Baldrian Dragee. Ich wünschte jedoch ich hätte hochdosiertes Valium. Vor dem Schlafengehen gab es dann auch noch eine Diskussion mit der verschlampten Dame die unter mir im Bett liegt. Es ist 23 Uhr aber Madame meint im Schlafsaal mit ihrem Netbook herumhantieren zu müssen, natürlich mit Licht von dem ich im oberen Bett die volle Packung abbekomme. Ich setze mich aber durch. Licht aus und gut ist. Zumal von dem Streit eine andere Dame die bei mir im Schlafsaal bereits schläft aufwacht und mich stärkt. Ich akzeptiere ja schon, dass die Dame unter mir ihre ganzen Sachen auf dem Boden verteilt und davon hat sie vieles. Mehrere Bürsten, überall liegen BH´s und Unterhosen, dann noch Schminkzeugs und alles worauf Frau bei einer Rucksackreise unmöglich verzichten kann.
Irgendwann gegen 5 oder 6 Uhr morgens kehrt dann für eine weile Ruhe ein. Solange bis sich die einheimischen Nachbarn für die nächtliche Ruhestörung rächen. Latinoklänge statt Technolärm. Die Hotelsituation in Panama City ist wie die Wasserversorgung – Mangelhaft! Da an Schlaf nicht zu denken ist stehe ich auf. Kaffee lößt Baldrian ab. Ich sitze Esszimer, in dem sich auch die Rezeption befindet. Esther aus den Niederlanden und ihre Freundin kommen eingetrudelt (alte Bekannte von der Supertruppe aus Boccas). Ich bin noch so fertig, dass ich sie erst garnicht erkenne. Man muss sich das so vorstellen. Eine hübsche blonde Frau winkt freudestrahlend und ich sitze da und denke: Bring mir Kaffee Alte, vieeeellllll Kaffee. Die Sitiation ist mir peinlich. Die beiden werden erfreulicher Weise auf mein Zimmer verwiesen. Da sich dort die einzigen freien Betten befinden. Die Stimmung auf dem Zimmer kann sich also nur verbessern. Da Thomas heute abhaut bin ich wieder der einzige Kerl auf einem Frauenzimmer. Fast wie bei der Arbeit! Dann kommen noch Lena und Jan. Auch ein freudiges Wiedersehn, allerdings von kurzer Dauer, denn es gibt keine Betten mehr. Die beiden warten bis 12 Uhr und verschwinden ohne sich zu verabschieden. Achso, hatte ich schon erwähnt. Es gibt natürlich wieder nur zwei Duschen und zwei Keramiksessel. Aber immherhin. Lena teilte mir mit, dass sie vor ein paar Wochen hier gewesen seien und es dort garkein Wasser gab.
Währenddessen errechne ich die Kosten für den Abstecher nach Trinidad für Karneval. Machbar. Ich könnte von Kolumbien weiter nach Venezuela, von da aus mit der Fähre nach Trinidad und dann mit dem Flieger ersten direkt nach Ecuador oder aber nochmal zurück nach Venezuela um dann über Land zurück nach Kolumbien und Ecuador reisen. Je nachdem, wieviel Zeit ich brauche. Hostel sollte man schon vorher buchen, das günstigste liegt bei 14,40 Euro pro Tag und macht auf den Werbebildern einen gammeligen Eindruck. Flug liegt bei 460 Euro. Damit ermittel ich inklusive Taschengeld einen Tagesdurchschnitt von 86 Euro. Nicht billig, aber ich habe günstig gelebt, da ist sowas auch mal drin. Für Trinidad plane ich 12 Tage ein.
Eigentlich hatte ich heute mal vor auf Stadtbesichtigung zu gehen und hatte mir schon eine Route zusammengebastelt. Vielleicht auch nochmal nach neuen Klamotten gucken (z.B. frische Unterhosen, meine habe ich übrigens bei der letzten Dusche notdürftig ausgespült). Als ich jedoch bei den anwesenden Leuten nachfrage, bekomme ich mit, dass eine Gruppe nach Panama Viejo möchte. Das klingt gut und ich sage, dass ich mich anschließen möchte. Alles klar. Ich packe schnell meine Sachen zusammen und warte, warte, warte. Susi, bei der ich mich angemeldet habe sagt, dass sie sich die Gruppe aufgelöst hat, aber mit ein paar anderen eine Tour macht. Ich höre irgendwas von Fahrräder mieten und denke, besser als hier den ganzen Tag rumzugammeln oder alleine durch die Stadt zu ziehen. Also geht’s mit Susi, Vanessa und Steffie irgendwo hin wo man Räder mieten kann. Erstmal Taxi nehmen aber mit drei Mädels und zwei Blondinen kein Problem. Wir mieten uns so ein Vierer Fahrrad wie man sie aus vielen Orten kennt. Eigentlich war der Ausflug ein Flopp. Man sieht viel Wasser, einige große Kähne und viele Yachten. Anschließend machen wir noch eine Entdeckung, es gibt sowas wie ein Aquarium. Auch nicht toll, hat eher sowas lehrpfadmäßiges aber immerhin bin ich mal rausgekommen und ich hatte meinen Spass mit den drei Mädels.
Als ich dann zurück ins Hostel komme, stelle ich zunächst fest, dass die Rucksäcke von Esther und Freundin weg sind. Schade! Aber egal. Ich setzte mich ins Wohnzimmer und schreibe Weihnachtsgrüße, gehe noch schnell einkaufen und treffe auf der Straße einen aufgelösten Kandadier. Er ist mit einem Taxi gefahren und aus dem Taxi heraus wurde sein Rucksack geklaut. Alles ist weg. Pass, Visakarte, Netbook einfach alles. Ich werde künftig meine Geldkatze benutzen. Das ganze ging so ab. Taxi wird aufgehalten, Tür aufgemacht und Rucksack herausgezogen Ätsch, er gehört jetzt mir. Das ganze von 15 jährigen Blagen.
Irgendwann höre ich Wasserrauschen. Welch seltenes Geräusch. Die Wasserversorgung im Haus funktioniert wieder. Schnell aufs Zimmer, Duschzeugs holen und ab unter die Brause, nicht vergessen: Unterhose auswaschen. Herrlich, denn beim Radfahren habe ich geschwitzt. Es sind übrigens zwei neue Mädels aufs Zimmer gekommen. Auf den ersten Eindruck nett. Ich bin neidisch, denn sie haben ein Segelboot nach Kolumbien. Ich nicht. Langsam mache ich mir Gedanken wie es weitergehen soll. Denn Panama hat ein Wasserproblem. Hier funktioniert die Wasserleitung nicht und in meine Reiserichtung stehen die Straßen unter Wasser. So dass San Blas, wo ich gerne Weihnachten verbringen möchte nur mit Flugzeug erreichen kann. Itamar hat sich erkundigt und fand den Preis zu teuer. Was nichts heissen muss.
Abends kommen noch einige Leute im Hostel an und werden in den letzten Ecken untergebracht. Ich höre einen fragen, ob er wenigstens Duschen kann, wenn er schon kein Bett mehr in Panama City bekommt. Die Antwort ist geschmeichelt. Klar, im Moment funktionieren die Duschen. Ich fixiere den jungen Mann und denke mir Willkommen in Panama City. Ich bin ja frisch geduscht.
Eigentlich ein guter Tag. Ich habe den Tag mit drei hübschen Mädels verbracht, habe ein Bett in dem ich mit überhöhter Dosis Baldrian, Ohrenstöpseln und Übermüdung die nächste Nacht schlafen kann, ich habe für den nächsten Tag eine halbwegs frische Unterhose, noch ein ungetragenes frisches T-Shirt, ich habe heute schon geduscht und wurde nicht ausgeraubt. Goldbrunner du bist ein Glückpilz!
Für morgen steht übrigens eine teure Paddeltour auf dem Panamakanal mit Wanderung an.
„Goldbrunner du bist ein Glückpilz!“ Wer wollte das bezweifeln!