Manaus
22 02 2011Tag 1 Samstag 19.02.2011
Ich komme um 8 Uhr morgens im Hostel Manaus an und habe Glück. Ich bekomme ein Bett das gerade frei wird. Der Service hier lässt aber sehr zu wünschen übrig. Erstmal muss ich warten, dann muss ich auch noch mein Bett selber beziehen. Das will ich aber noch nicht, da im Schlafsaal alle schlafen. Aber immerhin habe ich endlich mal wieder WIFI, also vertreibe ich mir die Wartezeit mit Internet. Irgendwann sind dann alle auf und ich beziehe ein oberes Bett. Was für ne Gymnastik nach der Busfahrt. Aber egal! Bett ist bezogen, ich quetsche meinen Rucksack in den Spind und gehe erstmal duschen. Eigentlich alles prima hier.
Achja, beim Gang zur Toilette bemerke ich etwas. Die Toilettenspülung geht hier tatsächlich im Uhrzeigersinn. Bei euch geht sie im Gegenuhrzeigersinn. Schon auf dem Weg zum Roraima haben wir den großen Wagen nicht mehr am Himmel gesehen und auch der Nordstern war verschwunden. Ich befinde seit heute auf der südlichen Erdhalbkugel ohne mitbekommen zu haben, dass ich den Äquator überschritten habe. Der Nachteil, wenn man mit dem Nachtbus fährt.
Nachdem das Zimmer bezogen ist und ich mich erfrischt habe, gehe ich die Stadt erkunden. Manaus hat wenig Sehenswürdigkeiten. Es gibt einige alte Gebäude, einige neue und die ganze Stadt ist voll mit Geschäften überall mittendrin stehen plötzlich Hochhaussilos. Hat ein bisschen was ruhrpottmäßiges und ich fühle mich gleich ein wenig heimisch. Nichts schönes, aber ab und zu mal wieder gut sowas zu haben. Hier gibt es alles, was das Herz begehrt. Zumindest auf den ersten Eindruck.
Ich finde gleich eine nette Freßbude, die ein großes Angebot an Fruchtsäften führt. Gereicht werden diverse Sandwiches und weitere Leckerein. Ein paar Blöcke weiter noch son Ding. Also versorge ich meinen Körper mal mit einer Überdosis Vitaminen. Meine Favoriten: Acerolasaft (Vitamin C reichste Frucht) und Milch mit Guarana und Nüssen (Ich vermute Paranüsse), eine leckere Alternative zum Kaffee. Die Sandwiches überzeugen mich nicht so sehr – Alle mit Ei (Beim Gedanken an Ei kommt mir schon die Galle hoch).
Tag 2 Sonntag 20.02.2011
Heute wollte ich eigentlich meine Amazonasfahrt organisieren. Aber im Hafen ist eine riesige Schlange. Dann denke ich, geh mal einkaufen. Aber die meisten Geschäfte haben zu, gleiches gilt für die meisten Fressbuden. Was geöffnet hat sind Straßenstände mit Firlefanz. Nichts was ich brauche. Auch meine Vitaminbar hat geschlossen. Enttäuscht von dieser Stadt gehe ich zurück ins Hostel. Immerhin habe ich bei der Lauferei heute den Überblick über die Stadt bekommen und kann mich ohne Stadtplan orientieren. Ich finde ein Kaufhaus, wo ich mich mit Nahrung eindecke. Hier gibts jede Menge Schokolade und anderes Drecksfutter. Also nichts mit gesunder Ernährung. Chips und Schokolade, mehr gibt es heute nicht. Wie ihr vielleicht bemerkt habt, habe ich die Zeit genutzt um einige Dinge auf meiner Webseite zu ändern (siehe unten) und meine Fotos im Webspeicher abzuspeichern. Internet ist hier verfügbar, aber langsam und ich bringe es an diesem Tag fast zum Stilstand. Muss auch mal sein! Jetzt befindet sich in der oberen Menüleiste der Link „Links“ und dort findet ihr dann dirketen Zugang zu meinem Picasawebalbum und wer möchte, kann sich nahezu alle Fotos angucken, die ich bisher gemacht habe. Also ein Arbeitstag! Lindenstraße gucken war wegen des schlechten Internetzugangs nicht möglich. Mir fehlen schon zwei Folgen, da ich wohl mindestens zwei Wochen auf dem Amazonas unterwegs sein werde komme ich langsam in Verzug. Hinzu kommt, dass ich mir nicht sicher bin, ob Internet in Ecuador, Peru und Bolivien schneller wird. Ich habe meine Zweifel.
Tag 3 Montag 21.02.2011
Heute bekomme ich richtig was auf die Reihe. Erstmal zum Hafen, Tickets fürs Boot kaufen. Anschließend muss ich einkaufen. Moskitonetz für die Hängematte bekomme ich auf Anhieb. Auch Geld vom Automaten gibt es ohne Schwierigkeiten. Neues Repelent ist auch kein Problem, auch wenn ich keines mit DEET bekomme. Lebensmittel sind auch nicht das große Problem, nur Müsliriegel gibt es nicht. Ich entscheide mich für getrocknete Aprikosen und Cocoskekse. Dann noch Ketchup, weil es viel Reis mit Bohnen geben wird ohne Ketchup kaum noch zu ertragen. Insgesamt hat mir die Tante vom Ticketverkauf vier Malzeiten am Tag versprochen. Verhungern werde ich nicht. Jetzt brauche ich nur noch frisches Obst. Das kaufe ich mir am Abreisetag.
Ein riesiges Problem ist es jedoch an ein kleines reisetaugliches Kopfkissen zu kommen und an Ohrenstöpsel gegen den Lärm. Ersters finde ich dann in einem Textilgeschäft. Allerdings ein Babykissen mit Rüschchen und einem Nachtgebet auf brasilianisch. Mit den Ohrenstöpseln ist es noch schwieriger. Zunächst recherchiere ich im Internet was Ohrenstöpsel, Gehörschutz, Ohrenpads und diverse andere Bezeichnungen auf portugiesisch heissen könnten. Ich bemühe drei Übersetzungseiten. Doch kein Ergebnis. Also muss ich mir was einfallen lassen. Ich zeige auf meine Ohren und sage was von Protection de Ojos. In jeder Apotheke bietet man mir daraufhin Wattestäbchen an. Ich versuche mich irgendwie anderes auszudrücken, man tut als würde man mich verstehen, aber sowas führt man nicht. Erst in der siebten Apotheke kramt man aus der hintersten Ecke ein paar Ohrenstöpsel raus. Lärm ist hier scheinbar nichts, woran man sich stört.
Das Highlight heute war jedoch der Besuch in einem Karnevalsfachgeschäft. Es gab sogar eine Etage deren Zugang die Volljährigkeit voraussetzt. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Ich war innerlich schon auf die Schmuddelseite des brasilianischen Karnevals gefasst. War dann aber doch enttäuscht! Zu sehen gab es lediglich Kostüme und Masken, wie sie auch auf der Straße zu sehen gab. Aber es war auch keine Dame zur Anprobe gegenwärtig, den Umkleiden habe ich nicht gesehen. Pech gehabt!
Karnevalsfachgeschäft von außen.
Und hier die Schmuddeletage. Meiner Meinung: durchaus FSK 6 tauglich. Die dame im blauen Dress habe ich zum Samba tanzen aufgefordert. Sie hatte aber das Temperament eines Wächters vom Buckingham Palace.
Tag 4 Dienstag 22.02.2011
Heute gehe ich nur mal kurz einkufen und finde einen anderen Supermarkt, was hier garnicht so einfach ist, da die Supermärkte manchml garnicht so aussehen wie Supermärkte. Meiner wirkt heute vielmehr wie eine Drogerie. Aber ich bekomme dann alles, was ich noch für die Bootstour brauche. Darunter: Rum (braucht man auf dem Schiff), sogar Müsliriegel, ein bisschen Süsskram, Getränkepulver mit Vitamin C Zusatz (gegen Skorbut), Sonnencreme, Zahnspülung und noch ein paar andere Dinge. Sogar ein Glas habe ich um dem Rum mit Stil zu trinken.
Darüber hinaus habe ich heute noch viel im Internet herumgestöbert und meinen Rückflug gebucht. Damit steht mein Rückreisedatum fest und ich habe für die weiteren Grenzübergänge einen Rückreisenachweis. Ich werde am 06.07.2011 nach Hause fliegen. Erheblich früher als ich urspünglich geplant habe, aber ich denke wäre ich einen Mont länger unterwegs, würde Langeweile aufkommen oder ich müsste noch Argentinien oder Chile dranhängen, was sich aus meiner Sicht nicht lohnt. Landschaftlich toll, aber das war es auch schon. Daher habe ich mich definitiv entschieden nur nach Peru, Ecuador, Bolivien und anschließend zurück über Brasilien zu reisen. Das dürfte dann auch genug sein. So langsam sehne ich mich auch immer mehr nach meinem eigenen Bett und meiner eigenen Wohnung. Da ich viele Pläne nach Rückreise habe, ist es auch garnicht so übel ein paar Tage früher in Deutschland zu sein.
Ich verabschiede mich hiermit für die nächsten Tage und melde mich wieder sobald ich zurück in der Zivilisation sein werde.