25. bis 30.12.2010 Die Odysee nach Kolumbien

4 01 2011

25 bis 30.12.2010

Nachdem die Heilig Abend gut überstanden ist geht’s raus aufs Wasser. Touristen nehmen ein Segelschiff. Schrecklich wie lagweilig sowas sein muss. Die Standarttour dauert ca. vier Tage es werden einige Inseln angesteuert auf denen man vielleicht ein paar Stunden verweilen darf. Es gibt für jeden Pasagier ein Bett und Vollverpflegung. In Panama City habe ich mich noch mit einer Reisenden aus Deutschland diskutiert, sie war der Meinung der Trip müsste auch für 100 US$ zu haben sein. Die Standardtour kostet um die 400 US$. Susanne und ich haben ein Boot das uns für 50 US$ transportiert gefunden, inklusive Vollverpflegung. Ein echtes Schnäppchen.

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Unser Luxusliner beim Entladen. Wir versorgen die Kuna Indianer.

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Schlafen ohne Schnickschnack. Wer Glück hat erhascht eine Hängematte. Wer Pech hat schläft auf dem Boden. Ne Isomatte wäre auch nicht schlecht gewesen. Immerhin gibt es noch ein paar Strohmatten. Aber ich will nicht jammern. Immerhin haben wir ein Dach über den Kopf und wir werden nur bedingt nass.

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Wir haben Schwein gehabt, ein Boot nach Kolumbien, nach ein paar Tage riechen auch wir wie diese Tierchen.

Frohen Mutes gehen wir an Bord unseres Luxusliners. Inselhopping durch das San Blas Archipel. Davon träumen viele. Darüber hinaus versogen wir noch die Kuna Indianer. Edle Mission!

Was wir nicht wussten. Es gibt keine Betten und keine Duschen. Die angegebenen zwei Tage Reisedauer waren eine geschätzte Dauer. Am ersten Tag ist es verregnet, den Rest der Reise eigentlich auch. Uns stört das nicht. Denn wir sind auf unserer Traumroute und das noch zum Schnäppchen Preis. Zwei Tage werden wir locker aushalten. Die Stimmung ist gut. Es sind noch einige Kolumbianer an Bord. Wanderarbeiter, die teilweise ohne Papier in Panama ihr Geld verdienen. Darüber hinaus noch viele Seeleute, einen kolerischen Kapitän, einen Typen den wir nicht zuordnen können, einen Maschinisten, einen Steuerman, einen Smudje der sich auf angebrannten Reis versteht, den er liebevoll mit gebratenen Fischköpfen garniert, serviert wird das Essen auf verschmierten Plastiktellern.

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Gourmetessen! Angebrannter Reis mit fettigem Fischkopf im schmierigen Plastikteller.

An Bord befindet sich alles was man zum Überleben braucht. Jede Menge Reis, Getränke, Benzin in Plastikfässern Konservendosenfras, Haushaltsgeräte, Hifigeräte, Baumaterialien, zwei Schweine, ein Quad und vieles mehr. Allerdings nur für die Kunaindianer. Alles was wir transportieren muss erst auf die Insel gebracht werden, dort können wir es dann zu teilweise überzogenen Preisen zurückerstatten. Auch Trinkwasser gibt es nicht an Bord. Zumindest nicht für uns. An einigen Zwischenstationen haben wir das Problem, dass die Händler die Waren noch nicht in ihr Lokal eingeräumt haben und wir ohne Getränke auskommen müssen.

Die Überfahrt dauert letztendlich fünf Tage. Fünf Tage bei strakem Wellengang und auch viel Regen. Wir haben einen Kotzer an Bord. Ich erweise mich als seetauglich.

Wir halten an nahezu jeder bewohnten Insel. Jedesmal eine endlose Entladeporzedur. Unser Kapitän hat seine Mannschaft nur bedingt im Griff. In den ersten Tagen spurt die Crew noch. Je länger die Fahrt dauert, desto mehr mach auch die Crew schlapp. Sind die Jungs nicht an ihren Platz brüllt er noch freundlich Muchachos. Wird er wütend brüllt er Marinos. Dann wissen alle, der Spass ist vorbei und die Marinos zeigen ein bisschen mehr Einsatz. Aber auch abnehmend.

Je länger wir unterwegs sind umso ermüdender kommen uns die Entladeprozeduren vor. Zumal anschließend das Boot noch wieder seetauglich gemacht werden muss. Das heisst die Ladung muss neu positioniert werden, damit das Boot keine Schlagseite hat. Immerhin haben wir so Zeit die einzelnen Inseln zu besichtigen. Ich weis zum Ende nicht mehr wieviele Inseln wir angesteuert haben. Aber die Inseln fallen teilweie sehr unterschiedlich aus. Einige haben Steinhäuser. Auf einigen gibt es Kirchen, einige sind sehr eng gebaut, einige haben eine gute Infrastruktur, andere nicht. Auf einigen gibt es nichtmal Trinkwasser zu kaufen. Die Inselbewohner sind aber immer erfreut neue Gesichter auf der Insel zu sehen und sind fremden gegenüber sehr neugierig und sehr kontaktfreudig. Vor allem Susanne als blonde Frau kommt bei den Kindern gut an. Da macht es auch keinen Unterschied, dass wir stinken wie die Schweine an Bord und das wir völlig verdreckt sind. Nach kurzer Zeit stellen wir fest, dass es auf den Inseln ein beinhartes Alkohol- und Inzestproblem gibt. Vielleicht hoffen die Inselbewohner, dass wir frisches Blut auf die Insel bringen, daher vielleicht die Freundlichkeit. Auch auffallen sind die vielen Albinos die wir hier antreffen. Das Bildungsniveau ist von Insel zu Insel sehr unterschiedlich. Auf einigen Inseln wird ausschließlich Kuna gesprochen, auf anderen Kuna und Spanisch, auf einer Insel werden wir sogar von einer Horde Kindern auf englisch regelrecht ausgefragt.

Unser Kapitän lässt sich auch einiges einfallen, dass wir Einblick in diverse Maritime Manöver bekommen. Einmal laufen wir auf Grund auf und müssen durch kleinere Boote aus unser misslichen Lage herausgezogen werden, ein anderes mal verlieren wir ständig ein Beiboot.

Ein absolutes Highlight war der kurze Ausflug auf die Heimatinsel unseres Smudjes. Er führt uns stolz über seine Heimatinsel. Uns werden Mangos geschenkt, die direkt vom Baum gepflügt werden. Frisches Obst nach drei oder vier Tagen schützt uns vor Skorbut. Das ganze an einem Tag als es kurz heisst heute kommen wir in Puerto Valdilla unseren Zielhafen an. Die Stimmung steigt und Hoffnung keimt auf. Auf dieser Insel werden wir weiter herumgefüht und ich komme an den seltsamsten Ort meiner Reise. Wir bekommen irgendein hochprozentiges Getränk in einer Kokosnussschale gereicht. Ich nehme einen Schluck und bin bereits neben der Spur. Ein völlig dichter Kuna meint, davon würde man herrlich betrunken werden. Ich nehme ihm das voll ab. Das Getränkt schmeckt sehr süsslich, nicht unangenehm aber sieht wiederlich aus, was genau es ist bekomme ich nicht raus. Wir betreten ein größeres Haus. Darin scheinen sowas wie Schamaninen in ein Ritual vertieft zu sein. Zwei Frauen sitzen weinend auf dem Boden und je eine Art Schamanin umarmt diese Frauen von hinten, brabbeln irgendwelche Formeln und schwanken die in Trance befindenden Frauen. In der Ecke des Hauses sitzt ein Man und kotzt in die dafür vorgesehene Erdlöcher. Den tieferen Sinn dessen was in diesem Haus vorgeht erfahre ich nicht. Unser Smudje bejaht meine Frage ob es sich um eine Art Krankenhaus handelt. Wobei ich nicht sicher bin, ob er meine Frage überhaupt verstanden hat.

Ein weiteres Highlight war der Besuch auf der nächsten Insel. Wir steuern die Insel an. Wir erfahren, dass wir heute nicht mehr ankommen werden. Wodurch die Stimmung einen erneuten Tiefpunkt erlangt. Wir bekommen auch keine Getränke mehr. Jedoch strömen Kinder aufs Boot und freuen sich über Abweschlung. Denn es gibt einen riesigen Luxus an Bord. Wir haben einen Fernseher und einen DVD Player. Somit sind wir das Kulturelle Highlight für die Kinder. Staunend gucken sie sich Avatar an. Ich habe an diesem Abend Glück. Zum zweiten Mal auf der Tour bekomme ich einen Schlafplatz in der Hängematte.

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Kunakinder freuen sich über das schwimmende Kino. Wobei es nicht klar ist was sie mehr fasziniert. Avatar, der Schiffsmotor, die blonde Susanne oder der bärtige Stinkstiefel.

Am nächsten Tag geht es dann weiter. Wir schippern wieder durch die Gegend laufen diverse Inseln an, eine Insel verfügt über keinen Anlegeplatz, so muss die Ware direkt in de Kanus der Kunas gepackt werden. Was die Entladung nicht beschleunigt.

Zu einem Zeitpunkt an dem wir an eine Ankunft schon garnicht mehr glauben geschieht das unfassbare. Wir Laufen Puerto Valdilla an. PUETO VALDILLA, ein Ort der nicht im Diercke Weltatlas zu finden ist, ein Ort der nichtmal bei Google Earth zu finden ist. Unser Capitano findet diesen nicht vorhandenen Ort jedoch nach tagelanger Odysee. Wir können es kaum fassen. Wir dürfen das Schiff verlassen. Mit Reisepass ausgestattet betreten wir diesen bedeutsamen Ort und erledigen unsere Ausreiseformalitäten. Jedoch zu Spät. Die Behörde, welche uns den Ausreisestempel in den Pass drücken soll hat bereit seit 20 Minuten geschlossen. In Deutschland müsste man warten. Nicht so in Puerto Valdilla. Die Grenzbehörde wird extra für uns geöffnet. Dann nehmen wir ein kleines Schnellboot. Dieses bringt uns dann nach Kolumbien, genauer gesagt nach Carpurgana. Eine fremde Welt, Touristen, überall Touristen. Nach gründlichem Gepäckcheck dürfen wir Kolumbien betreten. Wir erledigen de Einreiseformalitäten. Auch hier wird die Grenzbehörde extra für uns geöffnet. Wir suchen ein Hotel, tauschen Geld, ich freue mich endlich eine Toilette zu finden und sorge gleich für eine Rohrverstopfung, dann beziehen wir mit unseren kolumbianischen Freunden das Hotelzimmer. Kurz danach renne ich unter die erste Dusche seit Tagen und fühle mich wieder wie ein Mensch. Wir lassen uns bekochen und gehen nich gemeinsam was trinken. Zivilisation ich bin wieder da.

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Puerto Valdilla. Ort unsere Begierde. Wir hätten auch fliegen können.



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